Gerd Müller gestorben - Nachruf: Der Bomber, der keiner war
Nachruf
16.08.2021
Erinnerungen an Gerd Müller: Der Bomber, der keiner war
Plus Die Erinnerung an Gerd Müllers Tore währt länger als die an den ersten Kuss. Ein Jahrhundertfußballer. Hölle und Himmel, wie viele Tränen hat er uns erspart.
Von Anton Schwankhart
Wer in den 70er Jahren mit dem Fußball aufgewachsen ist, hat viele wunderbare Bilder im Kopf, die ihn sein Leben lang begleiten werden. Nicht wenige zeigen einen untersetzten Kerl mit kräftigen Oberschenkeln, der immer wieder für das größte Glück sorgte, das einem damals Zehnjährigen, neben dem Bonanza-Rad unterm Weihnachtsbaum, begegnen konnte.
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Wie Trampel im Park
Vegetarier und Veganer mögen bitte verzeihen, aber wir müssen hier kurz den Ansbacher Wurst-Contest von 2014 erwähnen. Es gab damals eine Jury, die laut Veranstalter-Website aus “sechs leckeren Mädels” bestand. Und die kürten eine Wurst der lokalen Metzgerei Kotzurek zur “Königin der Bratwurst”.
Es spricht nun einiges dafür, dass der fränkische Contest in der Redaktion des BJV-Reports, dem Magazin des Bayerischen Journalisten-Verbands, Erinnerungsspuren hinterlassen hat. Denn das Titelblatt der aktuellen, vor allem der Sprach-Sensibilisierung gewidmeten Ausgabe ziert ein Foto von keinem anderen als Metzgermeister Claus Kotzurek, dem Hersteller besagter Sieg-Wurst.
Kotzurek zerlegt per Metzgerbeil zwei todgeweihte… nein, natürlich keine Ferkel! Es geht, wie gesagt, um angemessene Sprache! Er zerlegt also zwei Exemplare des Duden, aber so, als wären sie Schlachtvieh. Dabei fließt rote Suppe aus wie in den Blut-Opern Quentin Tarrantinos. Und wie dort die zerplatzenden Leiber sinken hier die zerfetzten Duden-Seiten herab.
Sprach-Sünden auf der Schlachtbank
Dem visuellen Wörterbuch-Massaker ebenbürtig ist der Titel des Magazins: “Sprache auf der Schlachtbank”. Na klar, besserwisserische Layouter werden die Redundanz von Foto und Text bekritteln. Wir aber sagen: Das Titelblatt strahlt einen unverdorbenen, schülerzeitungsmäßigen Charme aus, der weiter zunimmt, wenn man im Editorial auf das Erkenntnis-Juwel stößt: “Manchmal braucht es Drastik, um auf Probleme aufmerksam zu machen.”
Das allerdings würden bayerische Wortschmiede wie Markus Söder, Stichwort “Asyl-Tourismus”, Alexander Dobrindt, Stichwort “Anti-Abschiebe-Industrie”, und Uli Hoeneß, Stichwort: “Scheißdreck”, sofort unterschreiben. Was den Bayerischen Journalisten-Verband völlig unverdient in Bedrängnis brächte.
Der BJV-Report titelt in seiner aktuellen Ausgabe: “Sprache auf der Schlachtbank” (Deutschlandradio)
Der Schlachtbank-Titel soll ja gerade die unzarte Rhetorik à la Söder, Dobrindt, Hoeneß, AfD, aber oft auch seitens der Journalisten anklagen. Der ingeniöse gestalterische Clou liegt nämlich darin, dass auf der Schlachtbank des Report-Titelblatts zwar Duden liegen, auf der geistigen Schlachtbank des BJV aber hinrichtungsreife Sprach-Sünden.
Ein Park mit Trampelpfad
Mäßigen wir indessen unsere Wortwahl. Erfreuen wir uns an dem Interview des Reports mit Hermann Unterstöger. Wer es nicht weiß: Unterstöger ist einer der Autoren des “Streiflichts” in der Süddeutschen Zeitung. Das “Streiflicht” aber ist im deutschen Journalismus das, was Psalter und Hohelied in der Bibel sind – das Feinste vom Feinen, Wortkunst von quasi göttlicher Qualität. Und Unterstögers Metaphorik ist wie gewohnt erlesen, wenn er den BJV-Report mit Blick auf Modewörter wissen lässt: “Sprache wandelt sich wie ein Park, durch den plötzlich ein Trampelpfad geht. Keiner hat ihn geplant, aber wenn ihn nur genügend viele benutzen, wird er irgendwann als regulärer Weg anerkannt.”
Man möchte in diesem herrlichen Bild verweilen. Unsere Sprache, wie ein Park! Allein, dabei stört die Überschrift des Interviews. Sie lautet: “‘Unsere Sprache ist ein Trampelpfad.”
Nein, Leute, bei aller Liebe: Das sagt Unterstöger absolut nicht! Er sagt aber sehr wohl über Sprache generell: “Ihre Würde zu erhalten ist […] eine Verpflichtung der Journalisten.” Unseres Erachtens schließt er dabei den BJV nicht aus.
“Schauen Sie jedes Wort kurz an”
Halten wir also fest: Um in dem Park, dem laut Unterstöger unsere Sprache gleicht, Trampelpfade auszutreten, muss man kein Trampel sein. Um Unterstöger so zu zitieren wie der BJV-Report, ist es aber hilfreich. Und bitte, Freunde im Süden, das alles ist nicht böse gemeint. Wir empfehlen Ihnen nur, wozu auch die Überschrift auf Seite zehn der aktuellen Report-Ausgabe rät: “Schauen Sie jedes Wort kurz an”.