Die ikonische Rolex Submariner gibt es jetzt auch als Vase
Die Rolex Submariner ist wohl das bekannteste und begehrteste Modell der renommierten Uhrenmarke. Sean Connery trug sie zum Beispiel im allerersten Bond-Film. Nun ist die legendäre Uhr auf unerwartete Art und Weise neu interpretiert und als Vase umgewandelt worden. (Lesen Sie auch: James Bond trägt Rolex: Das ist die erste Uhr von 007)
Rolex Submariner als Vase
Dafür verantwortlich zeigt sich das Design-Studio Vase by Su, das für seine einzigartigen Designs bereits bekannt ist. “Ich habe mir vorgestellt, dass ich alles in eine Vase umwandeln könnte und dann würden Blumen sowie Gras daraus wachsen”, heißt es auf der Website. Und so verwandeln die Verantwortlichen jegliche Trends aus der Popkultur in ein schickes, modernes Wohndekor. Unter anderem wurden bereits der Nike Air Jordan 1, ein Oreo-Keks und ein Motiv von Künstler Banksy in eine Vase verwandelt.
Für das neueste Design diente die Rolex Submariner als Vorbild. Die Vase im Stil der ikonischen Uhr sticht durch monochrome Elemente und künstlerische dunkelgraue Blumenarrangements heraus, die das Ziffernblatt formen. Darauf finden sich, inspiriert vom Original, das Logo der berühmten Uhrenmarke und die Beschreibung des Modells. Zum Branding gehört auch die Datumsanzeige, die auf die Zahl “7” gestellt ist, um laut “Hypebeast” das Glück zu symbolisieren. (Auch interessant: Alles, was Sie über die Schweizer Luxus-Uhrenmarke Rolex wissen müssen)
Zeitloses Wohnaccessoire
Dieses Wohnaccessoire dient übrigens nicht als klassische Vase für den Tisch, die Kommode oder Fensterbank, sondern ist dafür gedacht, sie eben wie eine Wanduhr als zeitlose Dekoration an die Wand zu hängen. Welche Maße das besondere Stück hat, ist allerdings nicht bekannt. Interessenten können die Rolex-Vase auf der Website von Vase by Su für einen Preis von 1.661 Dollar (umgerechnet 1.543 Euro) erwerben.
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Il rapporto finale aggiungerà l’analisi dell’impatto di COVID-19 su questo settore.
Il nostro rapporto di ricerca Uhren Market fornisce statistiche dettagliate in termini di stime e previsioni delle dimensioni del mercato per il globale e per i paesi chiave. Il rapporto fornisce ricerche accurate, dati di vendita con analisi relative a prodotti e aziende. Il rapporto sottolinea le tendenze e le intuizioni che incidono sul settore, coprendo la politica del governo e l’innovazione tecnologica. Il rapporto copre anche il panorama competitivo e presenta una visione olistica del mercato.
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Il rapporto Uhren Market ha fornito una prospettiva competitiva che copre gli aggiornamenti del mercato globale, la crescita futura, le prospettive di business, gli sviluppi imminenti e gli investimenti futuri. Inoltre, il rapporto riconosce le migliori aziende insieme alla loro strategia di marketing, profilo aziendale, ultimi progressi, distribuzione aziendale, portafogli di prodotti, strategie di mercato, capacità e struttura dei costi. Inoltre, nella relazione al aiutare il consumatore a conoscere meglio i concorrenti.
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Gli attori chiave nel mercato globale Uhren coperto sono:
Gingko Electronics
Electrohome
Swatch Group
Chopard
La Crosse Technology
Brookpace Lascelles
LVMH
Citizen
Westclox clocks
Rolex
Sonic Alert
AcuRite
Philips Electronics
SDI Technologies
Emerson Radio Corporation
Casio
Sangean
Patek Philippe
Seiko
The White Company
SONY
Lumie
Richemont
Newgate Clocks
Movado Group
Oregon Scientific
Kering
Fossil
Audemars Piguet
In base alle tipologie, il mercato Uhren è principalmente suddiviso in:
Sportuhren
Luxus-uhren
Diamant-uhren
Wecker
Wanduhr
Sulla base delle applicazioni, il mercato Uhren copre:
Anzeigezeit
Schmuck
Sammlung
Andere
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Scopo del rapporto sul mercato Uhren:
Con il rallentamento della crescita economica mondiale, anche l’industria Uhren ha subito un certo impatto, ma ha comunque mantenuto una crescita relativamente ottimistica, negli ultimi quattro anni, la dimensione del mercato Uhren per mantenere il tasso di crescita medio annuo nel 2014-2026, gli analisti ritengono che nei prossimi anni, si prevede che le dimensioni del mercato Uhren aumenteranno a un ritmo considerevole durante il periodo di previsione, entro il 2026.
Geograficamente, l’analisi dettagliata di consumi, entrate, quota di mercato e tasso di crescita, storico e previsione delle seguenti regioni sono:
Nord America
Europa
Asia-Pacifico
America latina
Medio Oriente e Africa
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Alcune delle domande chiave a cui è stata data risposta in questo rapporto:
Quale sarà il tasso di crescita del mercato, lo slancio di crescita o l’accelerazione del mercato durante il periodo di previsione?
Quali sono i fattori chiave che guidano il mercato Uhren?
Qual era la dimensione del mercato emergente Uhren in valore nel 2020?
Quale sarà la dimensione del mercato emergente Uhren nel 2026?
Quale regione dovrebbe detenere la quota di mercato più elevata nel mercato Uhren?
Quali tendenze, sfide e barriere avranno un impatto sullo sviluppo e sulle dimensioni del mercato globale Uhren?
Quali sono il volume delle vendite, i ricavi e l’analisi dei prezzi dei principali produttori del mercato Uhren?
Quali sono le opportunità e le minacce del mercato Uhren affrontate dai fornitori nell’industria globale Uhren?
Con tabelle e cifre che aiutano ad analizzare i fattori di crescita del mercato globale Uhren in tutto il mondo, questa ricerca fornisce statistiche chiave sullo stato del settore ed è una preziosa fonte di orientamento e direzione per le aziende e gli individui interessati al mercato.
Sommario dettagliato del mercato globale Uhren @ www.precisionreports.co/TOC/15213999
Die 100 besten Armbanduhren
An dieser Stelle wollen wir die 100 besten Uhren aller Zeiten vorstellen – ein Jahr lang jede Woche zwei. Und natürlich wissen wir, dass es so etwas wie „die besten Uhren“ nicht gibt, es ist eine höchstgradig subjektive Auswahl der GQ-Redaktion, in völlig willkürlicher Reihenfolge (also explizit nicht Rangfolge) über die man streiten kann (wir tun es).
Der Uhren-Guide von GQ
Die neuesten Modelle, die besten Uhren der Stars und alles von Kauf-Tipps bis zur Pflege Ihrer Uhr finden Sie hier.
Es sind wertvolle Meisterwerke der Uhrmacherei genauso darunter wie solche, die einfach alles mitmachen, Tag für Tag. Es sind erste Lieben darunter, aufregende Affären und jene, denen wir ewige Treue schwören. Vielleicht sind es einfach die 100 Uhren, die wir am meisten lieben, jede auf ihre Art. Was nicht das schlechteste Kriterium ist, eine Uhr auszusuchen.
IWC Portugieser Chronograph
IWC Portugieser Chronograph
Ein Glücksfall der Uhrengeschichte
Definiert ihr eigenes Segment
Ab 8.150 Euro Euro
Einige wenige Uhren sind so eigenständig und prägend für eine Marke, dass sie wie ein inoffizielles Logo funktionieren. Bei IWC ist es die Portugieser-Linie, und ganz besonders der Chronograph, was auf vielen Ebenen erstaunlich ist, vor allem deshalb, weil sie es noch nicht sehr lange ist. Die International Watch Company (IWC) ist mehr als 150 Jahre alt, die Portugieser-Linie, wie wir sie kennen, ist aber noch keine 30. Sie basiert auf einer Uhr, die bei IWC einfach „Große Armbanduhr“ hieß, und an der von der ersten Idee an alles außergewöhnlich war. Denn die erste „Große Armbanduhr“ war ihrer Zeit eigentlich Jahrzehnte hinterher.
Die Dreißigerjahre waren die Zeit des Art Déco, Armbanduhren waren fein, klein und gern eckig. Bei IWC ging die Bestellung zweier portugiesischer Geschäftsleute ein, die für die Zeit untypisch große Armbanduhren für die Offiziere der Handelsmarine suchten, zuverlässig wie Marinechronometer. Und IWC baute sie ihnen, mit Taschenuhr-Kalibern. In den Jahrzehnten zuvor war das noch der Stand der Technik gewesen, inzwischen war man längst weiter, und IWC ließ das Know-how der Zeit in die Konstruktion einfließen, deshalb waren die Uhren flacher und insgesamt, zusammenfassend gesprochen, eleganter als die klobigeren Taschenuhren fürs Handgelenk, die es vorher gab. Die ureigene und heiß geliebte Form der Uhr, die später als Portugieser wiedergeboten wurde, entstammt also der Tatsache, dass sie im genau falschen Moment entstand. Sie war auch ursprünglich kein Verkaufserfolg, weil die Zielgruppe der Seeleute die Uhr zwar offenbar begeistert aufnahm, aber zahlenmäßig doch eher überschaubar ist. Wenn die ganze Welt winzige, eckige Uhren will, ist eine große runde kein Kassenschlager. Aber IWC hatte eine einzigartige Uhr im Archiv: gestaltet in der Designsprache aber gleichzeitig gegen die Mode ihrer Zeit.
Wir haben es an dieser Stelle schon gesagt: Praktisch jede Manufaktur aus dem 19. oder gar 18. Jahrhundert, die bis heute praktisch durchgehend operiert, verdankt das in der Regel einem oder mehreren sehr besonderen Charakteren, der Zeit geschuldet meistens Männern. IWC ist in dem Punkt nur deshalb eine Ausnahme, weil die Reihe besonderer Typen lang ist, und neben den legendären Uhrmachern Albert Pellaton und Kurt Klaus auch Marketing-Chef Hannes Pantli und Geschäftsführer Günter Blümlein auf die Liste gehören. Zum 125. Firmenjubiläum 1993 setzte sich Pantli mit der Idee durch, nicht nur eine schwindelerregend aufwendige „Grande Complication“ zu bauen, sondern auch eine für normalsterbliche Uhrenfreunde erschwinglichere Serie aufzusetzen. Es war die Wiedergeburt der „Großen Armbanduhr“.
Seitdem steht die Portugieser für IWC. Mit ihrer schmalen Lünette und dem in jeder Version extrem klaren Zifferblatt wirkt sie größer, als es die 41 Millimeter Durchmesser auf dem Papier ausweisen, und gleichzeitig flacher als die 13 Millimeter, die sie tatsächlich hoch ist. Es sind nur Winzigkeiten, in denen das Design sich Sinnlichkeit erlaubt: der gebogene Rücken der Vier auf dem Zifferblatt (der beim Original 1939 noch grade war, während die heute schlichte Sieben damals an ihrem oberen Strich links noch einen kleinen nach unten hatte) und die ganz sanft bauchigen, klassischen Feuille-Zeiger (Feuille bedeutet Blatt). Und dann ist da heute die Sekundenskala um das Zifferblatt, die jede Minute noch einmal in vier Sektionen teilt, so dass der große Sekundenzeiger des Chronographen Sekundenbruchteile anzeigen kann. Sie ist natürlich auf dem originalen Dreizeiger-Modell nicht zu finden, verstärkt aber die Aura des „Chronometers“, des Zeitmessers, auf den Verlass ist. Auf den Dreizeigermodellen nutzt IWC beim Portugieser eine so genannte „Eisenbahn-Minuterie“, bei denen die Minutenstriche wie Schwellen in zwei Bahnschienen um das Zifferblatt laufen, aber die Portugieser ist inzwischen so dominant als Chronograph präsent, dass alle anderen Varianten wirken wie von ihm abgleitet – obwohl das historisch falsch ist, es begann alles mit der Dreizeiger-Uhr.
Aber vielleicht ist es das Geheimnis des Portugieser Chronographen: Sie sieht aus wie eine Uhr, die es immer schon gab, nicht gebunden an eine bestimmte Ära. Gleichzeitig sieht sie nicht aus wie ein Klassiker – sie ist ihr eigenes Segment. Finden Sie hier alles zu IWC.
Die Daten
Modelle und Kaliber: Der Chronograph ist angetrieben von dem Manufakturkaliber 69355 mit 46 Stunden Gangreserve, verpackt in ein Gehäuse aus Stahl oder Gold mit jeweils mehreren Zifferblatt-Optionen, bei der Stahlversion auch andersfarbigen Zeigern und Indexen (silber, gebläut oder gold). Mehr oder weniger eng verwandte Varianten sind die Chronographen Protegier Classic und Portugieser Yacht Club, die aber größer, technisch aufwendiger und deutlich teurer sind. Außerdem ist IWC sehr umtriebig mit Sonder-Editionen, es lohnt sich also, nach der einen speziellen Variante zu gucken. Es gibt für den Chronographen auch ein Stahlarmband.
Durchmesser: 41mm
Armband: Leder
Wasserdicht: bis 3 Bar
Das noch: Man muss IWC doppelt lieben für die historische Kongruenz und die lässige Sachlichkeit, mit der sie ihre großen Uhren einfach große Uhren nennen. Die „Große Armbanduhr“ mag inzwischen Portugieser heißen, dafür heißt die 46-Millimeter-Variante der Fliegeruhr „Big Pilot“ oder „Große Fliegeruhr“, und es gab für einige Zeit auch eine „Big Ingenieur“. - Michalis Pantelouris
Tutima M2 Chronograph
Der Tutima M2 Chronograph
Der Bundeswehr-Fliegerchronograph, quasi
Eine Traditions-Marke, die deutsche Geschichte plastisch macht
Ab 4.500 Euro Euro
Die größten Abenteuer erleben wir in der Fantasie, und wer keine Fantasie hat, hat wahrscheinlich auch kein Interesse an Armbanduhren. Ohne den Zauber der Vorstellung, was alles passiert, wenn man eine Uhr erst einmal anlegt, würde man es nicht tun. Und praktisch keine Uhr müsste wasserdicht sein oder geschützt gegen den Unterdruck in den eisigen Höhen der Luftfahrt zu der Zeit, als man dabei noch Lammfelljacken tragen musste. Legen wir also los: Dieser Tutima-Chronograph ist der Nachfolger jener Uhr, die von der Bundeswehr in den Achtzigerjahren für ihre Kampfpiloten geordert wurde. Fantasie, marsch!
Vielleicht ist es jemandem schon aufgefallen: Die Kombination aus Achtzigerjahren, Glashütte in Sachsen und Bundeswehr deutet auf eine irgendwie bewegte Geschichte hin, denn Sachsen gehörte bis 1990 nicht zu den Gebieten, in denen die Bundeswehr Bestellungen aufzugeben oder sonst irgendetwas zu sagen hatte. Und tatsächlich ist die Geschichte von Tutima wild: Gründer Ernst Kurtz flüchtete direkt vor Kriegsende, einen Tag bevor sowjetische Bomber das Werk in Glashütte zerstörten, nach Westdeutschland und stellte Uhren nach Glashütter Tradition unter seinem Namen in Niedersachsen her, ging aber 1956 konkurs. Ein junger Mitarbeiter, Dieter Delecate, belebte die Marke Tutima einige Jahre danach wieder – allerdings kannte sie in Westdeutschland niemand, wahrscheinlich machte er es sich dadurch eher zusätzlich schwer, aber er ist sehr offensichtlich niemand, der aufgibt. Mit Teilen aus Frankreich und Gehäusen aus Hongkong baute er Uhren im mittleren Preissegment, dann auch Quarzuhren und Eigenmarken von Kaufhäusern. Und dann kam die Ausschreibung der Bundeswehr, die für ihre Piloten mechanische Uhren wollten, weil Quarzuhren die eine wichtige Anzeige fehlt, nämlich die Warnung, wie lange die Batterie noch hält. Er gewann die Ausschreibung letztlich offenbar auch wegen der von ihm erdachten großen, flachen Chronographendrücker, die auch mit Handschuhen zu bedienen sind. Und auch die nächste Idee zündete, wenn auch erst später: Er brachte die große, klobige, inzwischen NATO-Chronograph genannte Uhr auch auf den zivilen Markt, der in den Achtzigern von flachen, feinen Quarzuhren beherrscht wurde. Aber das änderte sich, wie wir wissen, und die Uhr aus dem norddeutschen Ganderkesee zu einem bald nicht mehr Geheimtipp unter Menschen, die ansonsten wahrscheinlich nur Uhren aus der Schweiz gekauft haben.
Seit fast zehn Jahren ist Tutima nun zurück in Glashütte und mit neuen Modellen aufgestiegen in eine neue Preisklasse. Und hat einen neuen Chronographen gebaut, noch größer als den ersten, mit einem Kaliber, das auf einem heftig veränderten 7750 „Valjoux“ basiert, einem der legendären Chronographenwerke der Schweiz. Seine größte Besonderheit sieht man, wenn man das Foto genau ansieht: Er stoppt nicht nur die Sekunden aus der Mitte, sondern auch die Minuten. Im unteren Totalisator ist der 12-Stunden-Zähler zu sehen, im oberen eine 24-Stunden-Anzeige.
Es ist eine besondere, eigensinnige Uhr, was nicht überrascht, wenn man sich die Geschichte seiner Markenfamilie ansieht, und ganz sicher keine Uhr, die man aus Statusgründen kauft – am Titanband kostet der Chronograph 4.900 Euro, dafür bekommt man günstige Modelle sehr viel teurerer Marken, allerdings wahrscheinlich keine bessere Uhr. Es gibt in der Preisklasse rund um 5.000 Euro eine unendliche Auswahl, und man braucht wahrscheinlich immer gute Gründe, sich letztlich zu entscheiden, aber besonders gute, persönliche Gründe für eine der teuersten Uhren einer Marke, die keinen allgemeinen Status mitverkauft. Fantasie zum Beispiel. Den Traum vom Fliegen. Hier gibt es alle Infos zu Tutima.
Die Daten
Modelle und Kaliber: Das Gehäuse des Chronographen ist aus Titan, also sehr leicht und angenehm zu tragen. Es gibt eine Variante mit einem Flieger-Drehring als Lünette und beide Versionen mit einem Textilband aus Kevlar. Außerdem gibt es eine kleinere, quasi abgespeckt Variante der Uhr, die von den Abmessungen näher an der alten NATO-Variante ist, sie heißt M2 Coastline und ist ab 2.900 Euro zu haben. In der großen M2 tickt das Kaliber Tutima 521 mit einer Gangreserve von 42 Stunden.
Durchmesser: 46mm
Armband: Titan
Wasserdicht: bis 30 Bar
Das noch: Die Vorgänger-Version des Chronographen ist immer noch Dienstuhr der Bundeswehr-Flieger (die Bundeswehr betreibt inzwischen zwei Werkstätten, in denen sie sie wartet). Sie wird von einem anderen legendären Schweizer Chronographen-Werk angetrieben, dem 5100 Lémania, und ist anders als die aktuelle M2 neben Titan auch in Stahl zu haben. Der Name NATO-Chronograph entstammt der NATO-Versorgungsnummer, die unten auf dem Gehäuseboden eingraviert wird, hier die 6645-12-194-8642. Irrerweise (jedenfalls irre für Menschen, die das Militär nicht kennen) bedeutet es andersherum nicht, dass jede Uhr mit 6645-12-194-8642 auf dem Boden von Tutima ist. Es gibt auch andere Hersteller, die die Anforderungen erfüllen, nur eben leicht anders. Es gibt deshalb sehr ähnliche Uhren von anderen Herstellern, aber zum Beispiel die flachen Drücker sind ein Tutima-Merkmal. - Michalis Pantelouris
Girard-Perregaux Laureato
Die Girard-Perregaux Laureato
Die (historisch) andere Uhr
Stahl-Sportuhr mit integriertem Armband und dabei nicht einfach noch eine Stahl-Sportuhr mit integriertem Armband
Ab 12.200 Euro
In der letztlich doch eher kleinen Schweizer Uhrenwelt steht Girard-Perregaux gleichzeitig in der Mitte – nämlich in La Chaux-de-Fonds, jenem knapp 40.000-Einwohner-Städtchen auf 1000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, in dem sich subjektiv alles um feine Uhren dreht – und am Rand, denn die Geschichte des Hauses, und gerade auch der Laureato, ist immer ein bisschen neben der Geschichte der Uhrenindustrie her. Ja, die Laureato ist eine achteckige Sportuhr aus den Siebzigern, von denen uns sofort noch ein paar einfallen (es sind gleich noch ein paar davon in dieser Liste), und sie orientierte sich ganz offensichtlich an dem aufkommenden Trend, aber anders. Girard-Perregaux erkannte nicht nur den zeitgleich aufkommenden Trend zur Quarzuhr, man umarmte ihn komplett: Der Standard 32.768 Hertz, nachdem die Werke bis heute ticken, wurde 1970 von Girard-Perregaux gesetzt, und die Laureano war dementsprechend bei ihrer Einführung eine Quarzuhr.
Gleichzeitig blieb die Manufaktur, eine der ältesten in der Schweiz, der Frickelei treu und baut bis heute mechanische Werke der höchsten Klasse, für sich und auch für andere Hersteller (die Manufaktur ist haarspalterisch betrachtet vielleicht nicht ganz so alt, wie sie tut: Der Uhrmacher Constant Othenin-Girard gründete sie 1850, man beruft sich aber auf das Jahr 1791, weil Girards Erben Anfang des 20. Jahrhunderts eine eben dann gegründete Manufaktur zukauften. Es sei ihnen erlaubt). Und wie so oft bei dieser Art Manufaktur basiert das, was wir heute erleben, auf der Vision eines einzelnen charismatischen Mannes: Der inzwischen verstorbene italienische Ex-Rennfahrer und Architekt Luigi Macaluso kaufte Girard-Perregaux 1992 und führte das Haus in die Neuzeit.
Es ist heute antike Geschichte, wie diese Häuser durch die große Quarzkrise gekommen sind, ohne ihre Geschichte zu unterbrechen, aber bei den Besten – und Girard-Perregaux gehört eindeutig dazu – kamen auch hier mehrere Dinge zusammen, die vielleicht die Grundlage bilden für diese wilde, merkwürdige Industrie: Geschmack, Freude an technischer Entwicklung und eine völlig irrationale Liebe zu diesen Dingern an unseren Handgelenken, die wir erstens nicht mehr brauchen und zweitens schon gar nicht in dieser Opulenz. Macaluso selbst übrigens, immerhin Besitzer des Hauses, das den legendären Drei-Brücken-Tourbillon entwickelte und baute, hat mir einmal gesagt, er suche die Uhren, die er selbst trug, nur nach dem Design aus. Was drinnen tickte, war für ihn persönlich nicht entscheidend. Was gleichzeitig unendlich entspannt ist und wahrscheinlich so falsch wie ein Rennfahrer, der behauptet, er suche sein Auto nicht nach dem Motor aus, entscheidend wäre, wie es fährt.
Die Laureato gehört also zur Klasse der Stahl-Sportuhren mit integriertem Armband, der gerade wahrscheinlich am meisten gehypten Art Uhr überhaupt. Und sie gehört zu den schönsten ihrer Art. Mit der achteckigen Lünette und dem Clous-de-Paris-Zifferblatt sind die Anleihen eindeutig, sie verbirgt das nicht, und ihre Eigenständigkeit rührt von den feinen Unterschieden. Sie ist der maskulinste Vertreter ihrer Art, einen Hauch bulliger, ein bisschen muskulöser und vielleicht auch klarer als die direkte Konkurrenz. Und dadurch automatisch: anders. Nur ganz wenig, aber eben doch, und das ist der Zauber dieser Uhr, wie der ganzen Manufaktur, die vor ein paar Jahren mit dem Slogan „Watches for the few“ geworben hat. Man wird sehr, sehr selten einen Gegenüber treffen, der die gleiche Uhr trägt, weil sie zwar alle Attribute mitbringt, die diese Art Uhr so begehrenswert machen, aber in dem Club, in dem alle das Gleiche tragen, etwas am Rand steht und sich nicht aufdrängt. Und für die, die sich die Mühe machen, genau hinzusehen, finden sich dort oft die interessantesten Typen. Hier gibt es alle Infos zur Girard-Perregaux Laureato.
Die Daten
Modelle und Kaliber: Die Laureato in der Männergröße (42 Millimeter) ist in verschiedenen Farben in Stahl, Stahl-Gold und Keramik zu haben. Es gibt eine ganze Reihe von Varianten und Komplikationen wie eine Weltzeit oder einen Tourbillon und spezielle Versionen in Saphirglas, Gold und mit skelettiertem Zifferblatt in verschiedenen Größen, nämlich 44 Millimeter für Männer, 38 als Unisex-Größe und 34 für Frauen). Das Werk der Dreizeiger-Version ist natürlich ein In-House-Manufakturkaliber mit dem Namen GP01800, das man durch den Saphirglasboden betrachten kann, das Girard-Perregaux selbst schlicht „verlässlich“ nennt, was irrwitziges Understatement zeigt. Es hat eine Gangreserve von 54 Stunden, und anders als die meisten Hersteller gibt Girard-Perregaux nicht die potenziell längste „bis zu“-Reserve an, sondern „mindestens 54 Stunden“.
Durchmesser: 42mm
Armband: Stahl (integriert)
Wasserdicht: bis 10 Bar
Das noch: Anders als in all den anderen in dieser Industrie so häufigen Doppelnamen haben sich hier nicht ein Uhrmacher Girard und ein Uhrmacher Perregaux zusammengetan, obwohl es tatsächlich beide gab. Aber Herr Othenin-Girard heiratete die Schwester des Uhrmachers Perregaux und gab seiner Manufaktur seinen neuen Doppelnamen (oder, wie man in der Schweiz sagt: Allianznamen). - Michalis Pantelouris
Bell & Ross BR 03-92
Die Bell & Ross BR 03-92
Ein Cockpit-Instrument für das Handgelenk
Einzigartiges Design
Ab 3000 Euro
Die Idee ist so naheliegend, dass es ein Rätsel sein könnte, warum es niemand vorher gemacht hat: anstatt Pilotenuhren zu bauen, die sich an den Design-Codes von Cockpit-Instrumenten orientieren, einfach ein Cockpit-Instrument an ein Armband machen und als Uhr benutzen. Wie gesagt, es könnte ein Rätsel sein. Die Antwort ist aber wahrscheinlich nicht so kompliziert: Es hat vielleicht auch einfach sehr lange niemand gemacht, weil es sehr merkwürdig aussieht. Noch dazu in der Größe, in der diese Uhr ursprünglich auf den Markt kam, nämlich als 46 mal 46 Millimeter großes Quadrat (als BR 01). Umstritten ist, glaube ich, noch der höflichste Ausdruck, den man für das Design finden kann, bis heute wird es von nicht wenigen Uhrenmenschen schlicht gehasst – was auf einem Missverständnis beruht. Eine Bell & Ross BR 01 (oder die zeitgemäßere, vier Millimeter kleinere BR 03) ist natürlich keine Pilotenuhr, auch wenn die Marke darauf besteht, sie immer noch so zu vermarkten. Sie ist ein Fashion-Statement. Die Uhr der französischen Marke (die natürlich im Schweizer Uhren-Tal fertigt) lag von Beginn an in den Vitrinen des ehemaligen Pariser Hipster-Kaufhauses Colette, das globale Trends allein dadurch setzen konnte, dass es ein Produkt ins Sortiment nahm. Eine BR 01 konnte man entweder ironisch verstehen oder gar nicht, ihr mit den Maßstäben der Uhrenbranche nahekommen zu wollen war immer zum Scheitern verurteilt, denn nach deren Regeln ist die Uhr grob, aufdringlich und, sprechen wir es aus, hässlich.
Dafür ist sie eigen. Sie sieht nicht „ein bisschen aus wie“ irgendetwas anderes auf dem Markt. Sie spielt mit Codes, aber nur auf die selbe Art, wie Fliegerjacken mit aufgenähten Badges irgendwelcher Kampfflug-Staffeln mit Codes spielen. Man sieht in so einer Jacke auch nicht aus wie ein Pilot, sondern wie ein Fan des Films „Top Gun“. Das ist nicht verwerflich, die meisten von uns sind keine Piloten und Popkultur soll gefeiert werden. Man sollte nur wissen, was man tut.
Heute gibt es die große Version der Uhr nur noch in eindeutig modisch verzierten Versionen mit riesigen Totenschädeln, was nicht besonders subtil ist, aber an dieser Linie war auch nie etwas subtil, das ist Teil ihres Reizes. Es gibt technisch anspruchsvolle Versionen mit Komplikationen bis hin zum Tourbillon, aber das muss man handhaben wie beim Batmobil – wahrscheinlich hat der Dienstwagen von Bruce Wayne einen ziemlich starken Motor, aber das ist nicht der Punkt. Wenn Batman entscheiden müsste, was ihm wichtiger ist, Motor oder Optik, würde er sich für das Auto entscheiden, in dem er erkannt wird. Bei Bell & Ross haben sie längst bewiesen, dass sie Uhren bauen können, auch schöne Uhren, und die BR 01 und 03 muss man sehen als kalkulierten Bruch mit den Regeln, und daran kann man eine große Freude haben, gerade wenn man die Regeln kennt. Es ist ein Fashion-Mindset in einer Welt, die ganz anders funktioniert. Deshalb gehört die Uhr hierher, obwohl sie in keiner anderen Hinsicht zu den 100 besten Uhren der Welt gehört: weil ihr einzigartiges Design einem in diesem Kontext einzigartigen Spirit entspringt, und Spirit ist manchmal das Wichtigste.
Man kann von ihr die Zeit ablesen. Man kann sie aber auch ansehen und denken: Ihr könnt mich alle mal, macht was ihr müsst, ich mache, was ich will. Und es gibt Tage, da gibt es nichts besseres als genau dieses Gefühl. Hier finden Sie alles zu Bell & Ross.
Die Daten
Modelle und Kaliber: Es gibt unzählige Versionen der BR 03, aktuell 29 als „Flieger“-Version und acht als „Diver“ mit drehbarer Tauchlünette, mit Komplikationen von einer Gangreserve über einen Chronographen oder eine zweite Zeitzone bis zum Tourbillon, aber die wahre Entscheidung wird eine aufgrund des Optik sein, und da sind die Farbvarianten zahlreich. Das Gehäuse kommt in Stahl, Keramik oder Stahl mit Roségold. Das Kaliber „BR-Cal.302“ basiert auf einem Sellita-Werk (dem SW300-1) und hat eine Gangreserve von rund 50 Stunden. Und die abgebildete BR 03 -02 „Night Lum“ leuchtet wie verrückt – wie der Name schon sagt.
Durchmesser: 42mm
Armband: Leder
Wasserdicht: bis 10 Bar
Das noch: Der Name Bell & Ross setzt sich aus den Spitznamen der Gründer zusammen, Bruno Belamich und Carlos Rosillo. Sie gründeten die Firma 1992 als Uni-Abschluss-Projekt und ließen die Uhren zunächst von Sinn produzieren. Angeblich war die erste Ausrichtung tatsächlich, Uhren für einen professionellen Einsatz von Tauchern und Fliegern zu konstruieren – aber Belausch und Rosillo sind ein Industriedesigner und ein Volkswirt, ihre Arbeit ist ein Geniestreich in Markenbildung. - Michalis Pantelouris
Omega Seamaster Diver 300M 007 Edition
Die Omega Seamaster Diver 300M 007 Edition © PR
Die andere Taucheruhr
James Bond trägt sie
Ab 4.800 Euro
Der Name Seamaster gehört zu den größten, wildesten (aus mancher Sicht vielleicht auch: chaotischsten) und begehrenswertesten der Uhrenwelt. Wahrscheinlich ist unter keinem anderen Namen eine größere Zahl unterschiedlicher Uhren auf dem Markt, von seiner Geschichte ganz zu schweigen. Zur Familie gehört selbst die Seamaster Railmaster, eine Uhr, die an die Frühzeit der Eisenbahner angelehnt ist, die mit der hohen See nicht zwingend in Kontakt kommen. Aber trotz des Variantenreichtums voller aufregender Cousins und Cousinen in der Familie denken geschätzte 100 von 100 Uhrenmenschen instinktiv an genau eine Uhr in genau einer Farbe, wenn sie den Namen „Seamaster“ hören: an die Diver 300M in Blau – die Uhr von James Bond.
Die Uhr kam 1993 auf den Markt und übernahm die Weltherrschaft über die Geheimagenten in uns allen zwei Jahre später mit „Goldeneye“, soll heißen: gemeinsam mit dem neu angetretenen Pierce Brosnan, der aussah, als hätte man einen modernen Sean Connery in einem Designlabor geklont. Er war offensichtlich schon als Bond geboren worden, und die Omega Seamaster Diver 300M war offensichtlich seine Uhr: Wenn man sich einen ebenso toughen wie weltläufigen Navy-Commander mit ausgeprägtem Hang zum Individualismus als Uhr vorstellt, dann kommt die Seamaster Diver heraus. In Blau. Sie ist so eigen, dass sie anders als ihre Konkurrenten nicht einmal in Ansätzen kopiert wird.
Es sind hauptsächlich vier Designeigenheiten, die sie ausmachen: die Lünette mit dem Wellenrand, die bootsförmigen Schwertzeiger, das schräg angesetzte Heliumventil auf zehn Uhr und das Wellenrelief auf dem Zifferblatt, wobei Letzteres das am wenigsten prägende Element ist und bei allen möglichen Editionen – wie der hier gezeigten – weggelassen wird. Aber die klassische Version hat inzwischen ein nicht nur aufgedrucktes, sondern mit dem Laser geschnittenes Relief, ein Arbeitsschritt, der allein 18 Minuten für jedes einzelne Zifferblatt braucht. Dass wir hier die 007-Edition zeigen, hat einen sehr schlichten Grund: Es ist die schönste im Moment neu zu erwerbende Seamaster, aber bei Weitem nicht die einzige gute Wahl. Ich würde sogar behaupten, mit ihrem Co-Axial-Automatikwerk, einer Keramiklünette und der Omega eigenen Verarbeitungsqualität hat die Grundversion für 4.800 Euro in ihrer Preisklasse das vielleicht beste Preis-Leistungsverhältnis überhaupt. Die Bond-Version besticht vor allem durch ihre Farben (okay, und das großartige Milanaise-Armband), ihre Lünette ist aber aus Aluminium und wird im Gegensatz zur ewig jungen Keramikvariante Patina annehmen, so wie es die Vorgänger taten. Sie bleibt also nicht jung. Allerdings wird sie garantiert auch nur an Jahren alt, ihr Design wird relevant bleiben. Nach inzwischen 28 Jahren ist es jedenfalls gleichzeitig ein Klassiker und hochmodern. Hier finden Sie alles zur Omega Seamaster.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Die Seamaster Diver 300M ist im Prinzip mit der neuesten Generation 2018 von 41 auf 42 Millimeter angewachsen (es gibt spezielle Varianten aus Keramik mit 43,5 Millimetern), die hier gezeigte 007-Edition aus Titan ist dabei einen Hauch flacher als die Standardvariante, das Saphirglas ist dafür etwas mehr gewölbt. Die Grundvariante ist in Stahl, Stahl-Gold und Titan-Gold zu haben, aber wie gesagt, es gibt eine Reihe von anderen Materialien in speziellen Serien und eine limitierte andere James-Bond-Edition in einem Set mit zwei Uhren, eine davon in Gelbgold und eine „Numbered Edition“ (das ist eine limitierte Edition mit der Nummer auf einem kleinen Plättchen an der Außenseite) in Platin-Gold. Und damit haben wir die Chronographen noch nicht erwähnt (Omega listet auf ihrer Webseite ganze 50 aktuelle Seamaster-Diver-Modelle, einige davon dürften allerdings ausverkauft sein). Angetrieben wird die 007-Edition standesgemäß von einem Co-Axial-Automatikkaliber der Omega-eigenen Klasse der Master Chronometer mit 55 Stunden, das auf den internen Namen Kaliber 8806 hört (die Standardversion mit dem Kaliber 8800 zeigt zusätzlich auf 6 Uhr das Datum in einem Fenster).
Durchmesser: 42mm
Armband: Titan
Wasserdicht: bis 30 Bar
Das noch: Beim Design der Uhr, die eigentlich relativ zeitgleich mit dem Filmstart des neuen Bond „Keine Zeit zu sterben“ auf den Markt kommen sollte (ja, der Film wurde schon vor COVID-19 zum ersten Mal verschoben), hat angeblich auch Bond-Darsteller Daniel Craig mitgeredet. Ihm wird zum Beispiel die Idee zugeschrieben, leichtes Titan für die Uhr des „Military Man“ Bond zu benutzen. Es gibt ein paar naserümpfende Snobs, die finden, militärische Markierungen wie der Pfeil auf 6 Uhr sollten den tatsächlich vom Militär genutzten Uhren vorbehalten bleiben, aber wir sagen: Es sieht hier viel zu gut aus, um sich darüber zu echauffieren. - Michalis Pantelouris
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Unzerstörbar. Also fast.
Ab 100 Euro
Es ist erstaunlich, mit welcher Regelmäßigkeit es Casio gelingt, in der G-Shock-Reihe interessante neue Dinge auszuprobieren. Die Metallversionen der Ur-G-Shock DW-5000 haben in den letzten Jahren einen großen Aufschlag gehabt, aber die schönste G-Shock ist die letztes Jahr eingeführte „CasiOak“, die achteckige GA-2100-Serie, deren Gehäuse nicht besonders subtil an die legendäre Royal Oak von Audemars Piguet erinnert, so dass man sie als Hommage verstehen muss. Was neu ist bei G-Shock, deren nahezu unzerstörbare Plastik-Safes fürs Handgelenk in alle möglichen Subkulturen verankert sind – Surfer, Skater, Musiker, Astronauten –, aber bisher nicht durch Nähe zu klassischen Uhren aufgefallen sind. Klassische schwarze G-Shocks sind bekannt als Uhren der Wahl für Soldaten und Feuerwehrmänner, was den allermeisten Marken als Referenz ausreichen würde, aber im Headquarter in Tokio sind offensichtlich hyperaktive Designer beschäftigt, die niemals schlafen. 2017 erklärte Casio, man hätte die 100 millionste G-Shock verkauft, und das klingt zumindest nicht unrealistisch.
Die GA-2100 sieht aus wie eine Armbanduhr, bei der man erkennt, was was ist, und in der Skeleton-Version mit transparentem Case kann man sie auch noch gut ablesen, was nicht bei allen farbigen Versionen einfach ist. Das ist ein guter Start. Aber dann ist sie tatsächlich schön. Und interessant. Und günstig gemessen daran, dass man sie wahrscheinlich jahrelang bei allem anziehen kann, was eine Luxusuhr überflüssiger Gefahr aussetzen würde. Das ist sehr gut.
Und dann ist da noch der G-Shock-Faktor: Die Dinger sind eine Provokation, weil sie als Objekte für sich stehen. Es gibt Uhren, die 1000 Mal so viel kosten und das genau so machen, und wir brauchen nicht darüber zu reden, dass das ein anderer Beat ist, aber eine CasioOak, die zu nichts passt und dabei auch noch unbedingt auffällt, ist ein Statement – wenn auch nicht immer ganz klar ist, wofür. Im Zweifel für Spaß an Uhren. Und das unterstützen wir auf jeder Ebene. Hier finden Sie alle Infos zu den G-Shock-Uhren.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Die GA-2100 hat übliche Funktionen wie Stoppuhr, Timer, fünf Alarme und zeigt Datum und verschiedene Zeitzonen, allerdings auf einem winzigen digitalen Display, so dass man schon gute Augen braucht, um damit wirklich etwas anzufangen.
Durchmesser: 45,4mm
Armband: Resin
Wasserdicht: bis 20 Bar
Das noch: Wie bei den Metall-G-Shocks gibt es auch für die GA-2100 auf mehr oder weniger obskuren Seiten im Netz Sets, mit denen man die Kunststoff-Uhr zu einer Metallversion umbauen kann, die dann noch mehr aussieht wie eine Royal Oak – inklusive des sehr eigenen Armbandes mit den zwei kleinen Links –, und während wir jede Art von Fake ohne Einschränkung ablehnen, ist das ja wirklich eine nicht verwechselbare Hommage und ziemlich lustig. - Michalis Pantelouris
Rolex Cosmograph Daytona
Die Rolex Cosmograph Daytona
Chronographen-Legende
Extrem sammelwürdig
Ab 12.250 Euro
Wir leben in Zeiten, in denen eine ganze Reihe Uhren an Wert gewinnt, sobald man den Verkaufsraum des Händlers verlässt, einfach deshalb, weil die Nachfrage das Angebot weit übersteigt. Das ist beeindruckend, und jeder Hersteller geht ein bisschen anders mit der Herausforderung um, Geld zu verdienen und gleichzeitig exklusiv und begehrenswert zu bleiben. Rolex ist so etwas wie der Maßstab für Luxusuhren – es steht für die wahrscheinlich meisten Menschen der Welt quasi synonym für Luxusuhr –, und das seit ungefähr ewig, was nur gelingt, wenn die Produkte großartig sind und die Marke extrem gut geführt. Das vorweg. Und trotzdem ist das Phänomen Daytona praktisch unmöglich zu erklären. Man kann sie ansehen und weiß alles, vor allem weil die Uhr am Handgelenk noch einmal doppelt so gut aussieht wie im Schaufenster (und geschätzte 17,4 Mal besser als auf Fotos). Und gleichzeitig weiß man gar nichts. Denn diese Uhr kann es eigentlich gar nicht geben.
Die Geschichte ist wahrscheinlich umfassend bekannt: Der 1963 vorgestellte Chronograph war ein Stiefkind in der Rolex-Kollektion und eine so untypische Rolex, dass sie eigentlich gar nicht zu der Marke passte, die extrem präzise, haltbare und wasserdichte Drei-Zeiger-Uhren baute. Die erste Chronographen steckten noch nicht in einem Oyster-Gehäuse, und die Werke baute Rolex nicht selbst. Sie waren deshalb nicht schlecht, Rolex kaufte sie von den besten Herstellern, aber die bauten schließlich auch eigene Chronographen, und wer so etwas suchte, konnte auch bei ihnen fündig werden. Ein Chronograph von Rolex war so etwas wie die Rennkarriere von Paul Newman: sehr gut, aber nicht das, wofür er berühmt wurde.
Und jetzt versuchen wir etwas nie Dagewesenes, wir sprechen über die Daytona ohne auf der Paul-Newman-Daytona herumzureiten, über die es nichts mehr Neues zu erzählen gibt. Und die aktuelle Daytona ist eine andere Uhr: Im Gegensatz zu dem aus heutiger Sicht fast filigranen Eindruck der alten Modelle fühlt sie sich heute an wie eine mächtige Maschine. Das hat keinen einzelnen Grund und ist auch nicht auf diese Rolex beschränkt, die Uhren von vor 50 Jahren fühlen sich im Verhältnis zu den aktuellen Modellen alle leicht und fiddelig an (was wunderschön sein kann), aber nirgendwo sonst wird es so deutlich wie bei der Cosmograph Daytona: Wegen ihrer tatsächlichen Physis, aber auch, weil das Design mit der breiteren Tachymeter-Lünette und dem Kronenschutz mächtiger geworden ist, und dann ist da noch das Oyster-Armband – das beste Stahlarmband der Welt und aller Zeiten –, das an jeder Rolex außer der Cellini gut aussieht, aber an keiner anderen so gut wie hier.
Im Gesamtpaket macht das eine eigensinnige, irrwitzig begehrenswerte Uhr: eine Rolex und deshalb schon besonders, aber in der Familie noch einmal speziell, der Alec unter den Baldwins. Anders als eine Day-Date oder sogar Submariner geht eine Daytona niemals als „einfach eine Uhr“ durch. Wer sich keine Gedanken machen und einfach einmal im Leben eine großartige, wunderschöne Uhr kaufen und für immer tragen will, der findet sie bei Rolex. Aber es ist nicht die Daytona. Die ist eine Uhr, über die man sich Gedanken macht. Sie ist viel zu speziell, um jemals im Hintergrund zu verschwinden. Gedankenexperiment: Stellen Sie sich einen Mann vor, der kocht. Und jetzt einen Mann, der kocht, und dabei eine Daytona trägt. Auf eine Art, die ich nicht erklären kann, kocht der zweite automatisch besser, oder? Virtuos geradezu. Man kann nichts Mittelmäßiges tun, während man sie trägt, unvorstellbar. Es ist die Kombination aus der Feinheit des Designs, verbunden mit der unverwüstlichen Technik und dem Status des puren Luxus, das schon die Stahlversion umgibt. Sie strahlt erwachsene Präzision aus und gleichzeitig das teure Selbstbewusstsein regelmäßiger Höchstleistung. Die Daytona weiß, dass sie jede andere Uhr im Raum verprügeln kann, deshalb muss sie nicht darauf herumreiten. Und vielleicht ist es das, was sie so anders und besonders macht selbst in ihrer besonderen Markenfamilie: Eine Rolex, the Crown for every achievement, umweht ein bisschen der Hauch der Belohnung dafür, es geschafft zu haben. Die Cosmograph Daytona hingegen, mit ihrer Fähigkeit, Rennzeiten zu stoppen, ist eine Verheißung. Wahrscheinlich kauft man sie am besten, so lange man sie sich auf gar keinen Fall leisten kann, die Uhr mit ihrer inneren Haltung sorgt dann dafür, dass man seine Ziele sehr schnell erreicht. Hier finden Sie alles zur Rolex Cosmograph Daytona.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Bei allem, was jetzt kommt, muss man dazu sagen: Die Daytona ist rasend schwer zu bekommen. Es gibt eine große Auswahl an Optionen aber wenig Auswahl liegt tatsächlich beim Händler. In der Theorie aber gibt es sie in Stahl, Stahl-Gelbgold, Gelb-, Weiß- und Roségold (bei Rolex „Everose“) und Platin, die Roségold-Variante am Kautschukband. Im Inneren tickt das absurd hoch entwickelte In-House-Kaliber 4130 mit 72 Stunden Gangreserve, das Sie nie zu Gesicht bekommen werden, weil es während Ihrer Lebenszeit schlicht keine Schwäche zeigen wird.
Durchmesser: 40mm
Armband: Stahl
Wasserdicht: bis 10 Bar
Das noch: Auch weil sie neu so schwierig zu bekommen ist, boomt der Pre-Owned-Markt mit der Daytona, und bei wahrscheinlich keiner anderen Uhr ist es so nötig, bei einem ordentlichen Fachhändler zu kaufen, um nicht auf Zombies hereinzufallen, die aus Teilen verschiedener Uhren zusammengesetzt sind oder Schlimmeres. Von den newmanesken Panda-Dials sind angeblich mehr falsche als echte unterwegs. Wir können wirklich nur warnen und an Händler-Programme wie Bucherers Certified Pre-Owned verweisen, wenn man sicher sein will. Oder kurz: Schnäppchen sind garantiert keine zu machen, aber Reinfallen kann man sehr leicht – gehen Sie das Risiko nicht ein. - Michalis Pantelouris
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Alle Infos: rolex.com
Rado Ceramica
Die Rado Ceramica
Pionier der Keramik-Uhr
Ikonisches 80s-Design
Ab 2000 Euro
Man könnte es die Strafe der guten Tat nennen, dass der folgende Satz nicht ausschließlich (und heftig) gefeiert werden kann: Die Uhren der Keramik-Pioniere von Rado altern nicht. Das ist gut. Die Hightech-Keramik, bei der die Gehäuse bei unter Hochdruck gegossen und dann bei Temperaturen von mehr als 20.000 Grad von Gasen durchdrungen werden, machen die Uhren unzerkratzbar. Die Uhren glänzen nach Jahrzehnten noch wie neu, und heute machen es ihnen viele andere Hersteller nach, aber Rado waren die Pioniere (heute wird zum Beispiel auch der Großteil der Taucheruhren-Lünetten in Keramik ausgeführt, und das waren mal Verschleißteile aus Alu). Die Strafe für Rado: Sie waren ihrer Zeit so weit voraus, dass sie die neue Technik schon vor Jahrzehnten für damals hochmoderne eckige Gehäuseformen verwendeten, die vor allem von mehr an Mode interessierten Zielgruppen gekauft wurden, sprich: Frauen. Die Rado Ceramica, deren erste Varianten die Speerspitze der Avantgarde waren, kennen junge Uhren-Interessierte deshalb oft als Uhr ihrer Oma. Was die Fehleinschätzung des Jahrhunderts ist.
Das vorweg: Auch Rado baut eine Vielzahl von Keramik-Uhren sowohl in klassischen als auch in hypermodernen Designs, die man sich anschauen muss. Aber das Original ist die Ceramica, und ich sage selbstbewusst eine Renaissance voraus, denn erstens erleben die 80er ein Revival und zweitens ist das Design ewig. Dabei ist die Kratzfestigkeit nicht der einzige Vorteil von Keramik als Material für Uhrengehäuse, es ist gleichzeitig leicht, anti-allregen und nimmt sehr schnell die Körpertemperatur an, was bedeutet, die Uhren sind am Handgelenk letztlich kaum zu spüren. Die Ceramica ist außerdem flach und voll in das Armband integriert, auf den ersten Blick ist sie eigentlich ein Armband mit einer integrierten Uhr.
Und dann das Schwarz. Die Keramik an sich hätte ein metallisches Grau (es gibt auch Modelle in der Farbe, aber in anderen Linien bei Rado), obwohl kein Metall in dem Material enthalten ist, die Farbe wird beigemischt und gerade in den moderneren Linien gibt es schöne, satte Signalfarben, aber sehr subjektiv gibt es keine beeindruckendere als dieses tiefe Schwarz, das üppiger ist als bei jedem anderen Material. Es gibt inzwischen sehr gute Metallbeschichtungen, und es gibt ziemlich gute Kunststoffe, aber das beste Schwarz tragen die Uhren aus Keramik, und das Original ist diese Uhr hier. Schwarzschwarz. Und glänzend.
Sie ist ein Beweis dafür, dass Minimalismus manchmal die optisch mächtigste Lösung ist, denn viel weniger kann man ja an einer Armbanduhr nicht machen, und gerade deshalb ist der offene Bruch mit den seit Jahrhunderten gelernten Formen des Genres beeindruckend: Jeder kann tausend Dinge zu etwas hinzufügen, und wenn man es gut macht, kann das Ergebnis harmonisch sein. Etwas wegzunehmen ist viel schwieriger, und dass dieses Design den Test der Zeit überstanden hat, ist Beweis genug dafür, wie brillant es wirklich ist. In einer gerechten Welt würden wir alle so eine wollen. Aber in der Hipster-Blase, in der wir leben, wird es nur die Hälfte von uns sein. Hier finden Sie alle Infos zu den Uhren von Rado.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Die Unisex-Größe der Ceramica gibt es in einer Reihe von Zifferblatt-Layouts, die sich vor allem durch die Zeigerfarben und die Frage unterscheiden, ob Diamanten auf dem Zifferblatt sind (was sehr viel unaufdringlicher ist, als es klingt). Und dann gibt es Versionen mit Quarz- oder einem unaufgeregten Automatikwerk, das die Uhr 400 Euro teurer macht, aber hier wirklich keine Glaubensfrage ist – bei der Ceramica kommt es nicht wirklich auf das Werk an.
Durchmesser: 30mm
Armband: Keramik (integriert)
Wasserdicht: bis 5 Bar
Das noch: Die aktuelle, modernste Variante des Spiels mit der quadratischen Form heißt bei Rado „True Square“ und bringt in diesem Jahr noch einige Designer-Varianten in wilden Farben, aber der echte Nachfolger der Ceramica im Geiste ist eine runde Uhr: Zum Bauhaus-Jubiläum 2019 brachte Rado in der Linie „True Thinline“ eine Familie von neun Uhren in der Farbpalette von Le Corbusier heraus, die es bis in den Designshop des MoMA in New York geschafft haben. Und wozu? Zu recht! - Michalis Pantelouris
Richard Mille RM 65-01
Die Richard Mille RM 65-01
Ein Tourbillon-Schleppzeiger-Chronograph an der Obergrenze des Vorstellbaren
High-Tech hoch 65
Ab 250.000 Euro
Einen Chronographen von Richard Mille zu bedienen fühlt sich an, als würde man das feinste Getriebe der Welt schalten, unglaublich robust und präzise. Zu den Eigenheiten des Hauses gehört eine Art Gangschaltung, mit der man die Uhr über einen Druck auf die Krone in einen Modus versetzt, je nachdem ob man sie gerade aufziehen, stellen oder die Stopp-Funktionen benutzen will. Und man kann es nicht anders beschreiben, die Uhr fühlt sich an wie eine Maschine, wie eine sehr viel größere Maschine als das, was man in der Hand hat, und dieses ungewohnte Verhältnis von dem feinen Gerät und dem satten, festen Gefühl der Mechanik ist so überraschend und aufregend, dass man Tage damit verbringen könnte, einfach nur an dieser Uhr herumzudrücken. Genau so fühlt es sich an, wenn bei einer Maschine überhaupt keine Kompromisse gemacht werden, und es ist bei Uhren wie bei allem anderen im Leben ungeheuer befriedigend, kompromisslose Qualität zu erleben. Klar, die Uhr kostet so viel wie in der realen Welt ein Ferienhaus, aber erstens ist die reale Welt ohnehin überschätzt und zweitens: Man fühlt, wo das Geld hingeht, und das kann man sich bei einer Uhr, die eine Viertelmillion Euro kostet, ja manchmal gar nicht vorstellen. Es geht tatsächlich. Man kann es fühlen.
Richard Mille war von ihrem Gründer, der tatsächlich so heißt, von Anfang an als Revolution gedacht, und so stieg er bei Gründung 1999 gleich mit einem Tourbillon, der höchsten uhrmachereschen Komplikation, sehr eigenem Design und astronomischen Preisen in den Markt ein. Die RM 65-01 ist wie alle Kreationen des Hauses offensiv und so auffällig, als würde man mit einem Formel-1-Auto durch die Innenstadt fahren. Das soll so sein, denn sie ist auch technisch überragend, und ganz ehrlich: Wäre es nicht geil, mit einem Formel-1-Auto durch die Innenstadt zu fahren?
Wenn man irgendwo in sich ein kleines “Ja” als Antwort auf die Frage findet, gehört die RM 65-01 zu den begehrenswertesten Uhren überhaupt. In nüchternen Worten beherbergt sie einen Tourbillon, der einen Schleppzeiger-Chronographen antreibt (das heißt, der Sekundenzeiger „schleppt“ einen zweiten Zeiger mit, der auf Knopfdruck stehenbleibt und so eine Zwischenzeit stoppt, während die Zeit weiterläuft). Es ist der komplizierteste Chronograph, den Milles Werks-Partner Parmigiani je für die Marke entwickelt hat. Und dabei ist die Gangschaltung nicht die einzige Eigenheit: Das automatische Werk kann man zusätzlich mit der Hand aufziehen (wie viele automatische Werke), aber nicht schnöde durch Drehen der Krone, sondern durch das Drücken des Chrono-Drückers auf zwei Uhr. Ganze 125 Mal braucht es, bis das Werk voll aufgezogen ist, und das ist 125-Mal mehr Freude, als man mit einem reinen Automatik-Werk hätte, weil es sich eben einfach so gut anfühlt. Wir hatten das schon. Es geht viel schneller als die Zahl klingt, aber vor allem gibt es dadurch einen guten Grund, über den Tag verteilt immer wieder diese Mechanik zu spüren, diese Maschine am Handgelenk, die mit jedem Druck die Gewissheit vermittelt, dass es so etwas wie Perfektion auf der Welt gibt. Sie besteht hier aus 600 Einzelteilen.
Und damit kommen wir zum Design, das so sehr Richard Mille ist, dass die Firma, die es erst seit gut 20 Jahren gibt, selbst zu recht von ihren „tradierten Codes“ spricht. Die Uhr ist von allen Seiten eine Explosion von Eindrücken, und jenseits des Hauses Mille würde man keine davon irgendwie mit „Tradition“ in Verbindung bringen. Die Uhr ist gestalterisch einem Rennwagen tatsächlich näher als dem, was die meisten Menschen wahrscheinlich unter einer Armbanduhr verstehen. Man kann das mögen oder nicht, wobei es extrem viel schwieriger wird, es nicht zu mögen, wenn man die Uhr einmal in der Hand gehabt hat (die Richard-Mille-Boutique in der Münchner Maximilianstraße ist übrigens ein sehr freundlicher Ort, an dem jeder willkommen ist, wir müssen unbedingt alle die Schwellenangst vor Uhren-Boutiquen ablegen), denn dem Blick in das offene Werk – das Zifferblatt besteht aus einem Drittelmillimeter Saphirglas – wird kein Foto gerecht. Ich warne nur vorsichtshalber: Ferienhäuser verlieren subjektiv enorm an Wert, wenn man einmal eine Richard Mille berührt hat. Hier finden Sie alle Infos zu Richard Mille
Die Daten
Modelle und Kaliber: Angetrieben von einem Tourbillon schlägt in der RM 65-01 auch noch ein Hochfrequenzwerk, das mit 36.000 Halbschwingungen in der Stunde in der Lage ist, Zehntelsekunden zu messen. Es hat eine Gangreserve von 60 Stunden. Das Gehäusematerial nennt Richard Mille Carbon TPT, es gibt auch eine Variante in Rotgold mit Carbon TPT. Die Gehäuserückseite besteht aus Saphirglas.
Durchmesser: 44,5mm
Armband: Kautschuk
Wasserdicht: bis 5 Bar
Das noch: Richard Mille hat eine Reihe von Sportlern als Testimonials, unterscheidet sich aber in einem Punkt von allen anderen Uhrenmarken: Sie bestehen darauf, dass die Sportler die Uhren während des Wettkampfes tragen. Warum? Weil es geht: Die Erschütterungen beim Sport sind normalerweise Gift für Uhrwerke, deshalb ist man bei Richard Mille stolz darauf, selbst komplizierteste Werke so aufzuhängen, dass sie alle Schläge überstehen. Die berühmteste Kooperation ist wahrscheinlich die mit Rafael Nadal, der jedes Jahr eine extrem limitierte Sonderedition aufgelegt bekommt, die zu siebenstelligen Preisen schon ausverkauft ist, bevor man überhaupt weiß, wie sie aussieht. - Michalis Pantelouris\
Tissot PRX
Die Tissot PRX
Genialer Seventies-Vibe
Neuauflage eines Klassikers
Ab 350 Euro
Wir erleben ein Revival der Stahluhr, und ich könnte jetzt 48 Beispiele dafür aufzählen, aber das würde von der Uhr ablenken, über die wir hier reden wollen, und die erlebt ein Revival ihrer selbst: Die Tissot PRX ist die Neuauflage eines Originals aus den späten Siebzigern – jener Zeit also, als die ersten Luxusmarken Stahlsportuhren mit integrierten Armbändern designten, die genau deswegen eine Revolution waren, weil sie mit der PRX auf die gleiche Art verwandt sind wie der originale VW Käfer mit dem Porsche 911: Sie haben sehr viele Grundzüge gemeinsam, fast alle eigentlich, wenn sie auch im Ergebnis sehr unterschiedlich sind. Und während wir nicht darüber reden müssen, dass der 911er das bessere Auto ist, kann man mit einem Käfer extrem viel Spaß haben. Und genau das ist der Vibe der PRX.
In ihrer Preisklasse ist sie sehr schwierig zu schlagen, die Quarzversion für 350 Euro sieht mit ihrem satinierten Gehäuse und Saphirglas deutlich teurer aus, aber das ist sicher nicht der wichtige Punkt der Uhr (es ist eine Automatikversion angekündigt, aber noch kennen wir den Preis nicht, bei der möglicherweise grob vergleichbaren Linie „Gentleman“ gibt es eine ähnliche Situation, da kostet die Quarzversion am Stahlarmband 385 Euro, mit dem Automatikwerk 820 Euro). Sie simuliert nicht eine teure Uhr, sie ist mit lässiger Selbstverständlichkeit das, was sie ist: Eine Uhr für Menschen, die Spaß nicht von Zahlen abhängig machen, sondern davon, wie sich etwas anfühlt.
Tissot ist insgesamt so, wenn man an den richtigen Stellen sucht. Die Marke kann einen verrückt machen mit einer wirklich fast unüberschaubaren Vielfalt an Modellen, zwischen denen sich absolute Perlen verstecken. Die PRX wird mit dem Automatikwerk (wenn wir uns nicht sehr irren: mit Siliziumspirale und bereits bestätigt mit 80 Stunden Gangreserve) ein Preis-Leistungs-Knüller sein, Tissot baut aber auch Dinge wie die T-Touch-Solar, eine Art Smartwatch-Hybrid, deren Batterie nie geladen werden muss (im arktischen Winter läuft sie ohne Sonne noch sechs Monate). Für Menschen, die ihre Smartwatch jede Nacht laden müssen, klingt das wie Hohn. Gleichzeitig baut die Firma eine Reihe von – Achtung – 35 verschiedenen Taschenuhren. Kein Witz. Steckt da eine Botschaft drin?
In ihrer Geschichte, und deshalb auch in ihrer Retro-inspirierten „Heritage“-Linie, finden sich noch ein paar Uhren-Designs, die es mit der Schönheit der PRX aufnehmen können, Tissot baut schließlich seit 1853 Uhren. Gleichzeitig hat die Firma in ihrer Geschichte alles Gute und alles Schlechte mitgemacht, das der Schweizer Uhrenindustrie jemals zugestoßen ist. Kurz: Bei Tissot macht man einfach alles, und weil die Firma eingebettet ist in die Supermacht Swatch-Group, kann man dort im Zweifel auch alles, weil irgendwo in der Gruppe alles zu finden ist. Das Einzige, was man bei Tissot nicht kann, ist offensichtlich Nein zu sagen. Es gibt schlicht alles. Und das ist verwirrend, wenn man es gewohnt ist, dass das Image einer Marke mindestens so sorgfältig inszeniert wird, wie die Uhren gebaut werden. Es dürfte sehr wenig kompliziertere Jobs geben als die Markenführung bei Tissot. Aber das ist in Wahrheit nicht schlecht, denn es bedeutet, da ist ein Uhrenhersteller, der sehr gerne Ja sagt, und das ist genau, was die PRX ausstrahlt: Ja, verdammt, Uhren sollen Spaß machen! Sie ist kein Kristalllüster, sondern eine Disco-Kugel, und manchmal ist das sehr viel mehr das, was man braucht. Es gibt Uhren, die sind Meisterwerke, äquivalent zu großer Oper in der Mailänder Scala. Die PRX ist eine durchtanzte Nacht, die morgens um vier beim Karaoke-Singen in der Thai-Oase endet. Denn manchmal schafft nicht Nein sagen zu können die schönsten Erinnerungen. Hier finden Sie alle Infos zu Tissot
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Noch, und die Betonung liegt eindeutig auf noch, ist die Modellpalette überschaubar: Es gibt die Uhr mit einem Quarzwerk und in drei Zifferblattfarben, nämlich schwarz und blau jeweils mit einem „Sunburst“-Dial oder mit einem matten, silbergrauen Finish und goldfarbenen Zeigern. Die einzige Komplikation ist die Datumsanzeige auf drei Uhr. Später im Jahr folgen Automatik-Versionen, bei denen das silberne Zifferblatt eine etwas andere Farbe hat.
Durchmesser: 40mm
Armband: Stahl (integriert)
Wasserdicht: bis 10 Bar
Das noch: Es ist keine Übertreibung, dass Tissot (benannt nach Gründer Charles Tissot) alle Krisen mitgenommen hat, die es gab: Zum ersten Mal ging der größte Teil der Kundenbasis verloren, als in Russland 1917 die Oktoberrevolution ausgerufen wurde, denn einen großen Teil der Produktion exportierte Tissot dorthin. In der Folge schlossen sich Tissot und Omega zur SSIH-Holding zusammen, die 1983 (ein paar Krisen später) in der Swatch-Group aufging und so einen – wenn nicht den – Grundstein zur Überwindung der Quarzkrise legte. - Michalis Pantelouris
Bulgari Octo Finissimo Chrono GMT
Bulgari Octo Finissimo Chrono GMT
Extravagantes Design
Swiss Made Technik mit italienischem Spirit
Ab 17.400 Euro
Die Welt ist nicht gerecht, und so kommt es, dass der größte Teil der Menschen, die um jeden Preis extrovertiert anders sein wollen als der Rest, damit allen auf die Nerven gehen, während einige wenige Auserwählte mit ihrem Anderssein alle anderen mit auf ein höheres Level heben. Ich glaube es hilft, wenn man zwischen Werken klassischer Schönheit aufgewachsen ist, denn ein überproportional großer Teil derjenigen, die elegant anders sind, sind Italiener, und die Uhrmacher des italienischen Juweliers Bulgari sind da keine Ausnahme (meine familiären Wurzeln zwingen mich, darauf hinzuweisen, dass der Gründer des Hauses Sotirios Boulgaris Grieche war, aber wirklich erfolgreich wurde er erst in Rom). Man müsste ein Buch schreiben, um die Uhren der Octo-Linie mit Worten zu beschreiben, so vielschichtig ist das Design, und auf jedem Quadratmillimeter könnte man 14 Dinge falsch machen, aber das Ergebnis ist so überragend exklusiv und ästhetisch erhaben, dass man sich für die Uhr gut anziehen will. Man stellt sich römische Nächte vor, dünne Ledersohlen auf Kopfsteinpflaster und kurze Kleider unter den Sternenhimmel, und das nur, weil man auf die Uhr schaut. Man muss das erwähnen: Die Uhren der Linie werden sehr schweizerisch produziert und halten alle möglichen Weltrekorde bis hin zu Tourbillons in gefühlt oblatendünnen Gehäusen – unser Lieblingsmodell hier zeigt neben dem Chronographen noch eine zweite Zeitzone und das durch den Saphirglasboden sichtbare Werk mit Platin-Mikrorotor ist die Monica Bellucci unter den Uhrwerken –, aber das ist als würden wir über die technischen Zeichnungen von Leonardo da Vinci reden. Klar, Weltklasse, legendär, verstanden, aber die Kunst! Die Schönheit! Diese ästhetische Perfektion!
Die Octo trägt sich dabei so angenehm, wie es überhaupt nur geht, und das gilt für jede Octo an jedem Armband. Der Bulgari-Uhrendesign-Chef Fabrizio Buonamassa hat im Interview geschworen, der Bandanstoß wäre für dieses neue Modell noch einmal verbessert worden und die Uhr deshalb noch bequemer zu tragen, aber ich habe keine Ahnung, wer das fühlen soll, es wirkt auf mich als hätte einer in Positano sein Haus neu gestrichen und deshalb wäre das Dorf jetzt noch malerischer. Es war vorher schon perfekt.
Aber vielleicht haben wir da ein Geheimnis für dieses Design entdeckt. Klar, die Uhr hat irgendwo unter den vielen Formen das Achteck (genau genommen nicht irgendwo, es umrahmt das Zifferblatt), und wir wissen, dass alles Achteckige in dieser Welt irgendwie auf Gérald Genta zurückzuführen ist (die Marke des legendärsten, inzwischen verstorbenen Uhrendesigners gehört zu Bulgari), aber das Schichtsystem, nach dem hier das Gehäuse aufgebaut ist, könnte einem Dorf wie Positano nachempfunden sein, immer ein Haus schräg über und hinter dem anderen, so dass sie alle zusammen eine wunderschöne Einheit bilden. Vielleicht kann man so etwas nur entwerfen, wenn man es schon als Kind aufgesogen hat, jedenfalls ist es an eleganter Lässigkeit nicht zu überbieten. Hier finden Sie alle Infos zu Bulgari.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Die Octo Finissimo gibt es in vielen Varianten, von der Drei-Zeiger-Uhr bis zum Tourbillon, aber wir lieben die neue Version mit Choreograph und GMT-Anzeige und explizit ohne ein störendes Datumsfenster. Das Gehäuse ist aus Titan, es gibt in der Reihe auch Gehäuse aus anderen Metallen und Keramik. Das nur 3,3 Millimeter hohe Kaliber nennt Bulgari BVL 318, es hat eine Gangreserve von 55 Stunden.
Durchmesser: 42mm
Armband: Kautschuk
Wasserdicht: bis 3 Bar
Das noch: Es gibt eine etwas einfachere, klarer wirkende Octo-Serie bei Bulgari, die Roma heißt. Es ist interessant, sie nebeneinander zu legen, weil die Finissimo wie eine Fortentwicklung der Roma wirkt, so als würden hier zwei Generationen gleichzeitig neu sein. Wenn man sie vergleicht, hat man das Gefühl, eine sehr intensive Lehrstunde Uhrendesign geschenkt zu bekommen. Unbedingt ausprobieren! - Michalis Pantelouris
Swatch
Die Swatch © Swatch Ltd.
Die ultimative Spaß-Uhr
Zeigt die Zeit. Und eine Million andere Dinge
Ab 65 Euro
Vergessen wir alles, was wir über Uhren wissen und beginnen noch einmal von vorn: Was soll das alles? Es ist ungeheuer praktisch, ein Gerät am Handgelenk zu haben, das die Zeit anzeigt, das ist klar, aber Stirnlampen sind auch ungeheuer praktisch und wir tragen sie trotzdem selbst im Dunkeln eher selten, das allein kann also kein Argument sein. Eine Armbanduhr soll schmücken und Spaß machen, sie soll uns verbinden mit Geschichte und Geschichten, mit einer langen Tradition von dem, was Menschen technisch und ästhetisch zu leisten in der Lage sind und nebenbei noch ein Statement setzen in Bezug darauf, wie wir uns selbst sehen und gesehen werden möchten. Wenn wir für eine Sekunde ausblenden, dass Armbanduhren auch Statussymbole sein können und geliebte Erbstücke über Generationen, dann haben wir hier die perfekte Uhr: Eine Swatch kann alles andere für einen Prozent des Preises einer Rolex.
Das gezeigte Modell stammt aus einer Sonderserie mit dem Museum of Modern Art in New York (es ist erhältlich ab dem 4. März) und das Design basiert auf dem Gemälde „Sternennacht“ von Vincent van Gogh, damit dürfte die Verbindung zu dem, was Menschen ästhetisch zu leisten in der Lage sind, eindeutig sein, aber auch technisch ist die Uhr interessant, wenn auch ganz anders als die komplizierten Kaliber, die wir in dieser Rubrik sonst gerne feiern: Sie ist so brillant einfach konstruiert, dass sie es ihrem Schweizer Hersteller ermöglichte, Uhren zu einem Preis herzustellen, der konkurrenzfähig war mit den in den Siebzigerjahren aufkommenden Uhren aus Fernost. Die Zeit wird heute Quarzkrise genannt, und dass die Schweizer Uhrenindustrie in ihr nicht eingegangen ist, liegt nicht unwesentlich an der Swatch und ihrem geistigen Vater Nicolas Hayek, einem der großen Egozentriker dieser an Egozentrikern reichen Branche. Er war damals als selbständiger Unternehmensberater von Uhrenkonzernen engagiert worden, um der Krise entgegenzuwirken, aber er engagierte sich neben der Beratung auch mit eigenem Geld in den von ihm vorgeschlagenen Zusammenschlüssen, förderte die Idee einer radikal einfachen Uhr im Plastikgehäuse mit einem Verkaufspreis von unter 100 Schweizer Franken und später das vielleicht noch wichtigere Prinzip der Zusammenarbeit mit Künstlern, die ständig neue Kollektionen designten. Aus den Arbeitstiteln “Second Watch“, „Swiss Watch“ und „S-Watch“ wurde letztlich Swatch, und aus der Swatch Group (zu der auch eine Reihe Luxusmarken gehören, als wichtigste Omega) wurde der nach Umsatz größte Uhrenproduzent der Welt. Die billige Plastikuhr rettete den Standort Schweiz und damit auch die Luxusuhrenindustrie, und niemand, der auch nur ein bisschen Interesse an Uhren hat, wird jemals auf eine Swatch herabblicken – ganz abgesehen davon, dass Swatches für Generationen von Uhren-Liebhabern die Einstiegsdroge waren.
Wir müssen an dieser Stelle nicht lange über die Uhr als Uhr sprechen, glaube ich. Plastik-Swatches sind leicht und unkompliziert zu tragen, halten jeden normalen Alltag aus, inklusive entspanntem Schwimmen, und wenn man kein Hardcore-Sammler ist kauft man halt irgendwann eine neue, oder mehrere, passend zu Outfits oder ganz genau passend zu gar nichts, das ist Teil der Freude. Ein Statement ist eine Swatch erst, wenn man CEO eines Konzerns ist (dann allerdings ein sehr sympathisches), ansonsten hat sie exakt 1,875 Aufgaben zu erfüllen, nämlich ihrem Träger Spaß zu machen und die Zeit anzuzeigen (ich kann ehrlicherweise bei einem Achtel aller Swatches die Zeit nicht vernünftig ablesen, weil das Design es sehr schwer macht, aber die Auswahl ist ja groß genug). Das ist alles gut, und zwar einfach gut. Eine Swatch zu tragen ist vergleichbar mit dem Spaß, den es macht, im Urlaub auf einer Mittelmeer-Insel einen winzigen, bunten Mietwagen zu fahren. Es mag nicht das beste Auto der Welt sein, und zuhause hat man vielleicht eins mit sechsmal mehr PS, aber dafür würde man sich anstellen, wenn man damit den holprigen Schotterweg zum Strand fahren müsste, und von den Salzwasserflecken auf dem Sitz fangen wir gar nicht erst an. Swatches sind die Flip-Flops unter den Uhren, und ein Leben in Flip-Flops ist nicht der schlechteste Traum. Hier alle Infos zu den Uhren.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Es gibt zu viele Modelle und wir werden das Werk nicht Kaliber nennen, aber weisen gern darauf hin, dass es auch Swatches mit einem mechanischen Werk gibt, das System51 heißt (die Zahl der Bauteile) und an dem spannend ist, dass es so etwas gibt. Aber darum geht es bei Swatch nicht. Worum es hier geht: Die Serie in Kooperation mit dem MoMA, die am 4. März erscheint, umfasst sechs Uhren mit Designs nach Werken von Mondrian, van Gogh (abgebildet), Gustav Klimt, Henri Rousseau und zweien von Tadanori Yokoo. Es gibt ein extrem limitiertes Set von allen sechs Uhren ab dem 8. März um 12 Uhr zu kaufen, und es wird sicher wertvoll werden. Von den Uhren sind drei in der großen Größe (41 Millimeter Durchmesser) und drei in der Medium (34 Millimeter), sie kosten 75 bis 95 Euro.
Durchmesser: 41mm
Armband: Plastik
Wasserdicht: bis 3 Bar
Das noch: Nicolas Hayek (der 2010 im Alter von 82 Jahren verstorben ist) hat nicht nur die Uhrenindustrie auf links gedreht, eine seiner Ideen war auch ein zweisitziges elektrisches Fahrzeug, das wir nach einigen Veränderungen heute als Smart ForTwo kennen.- Michalis Pantelouris
Hublot Classic Fusion
Die Hublot Classic Fusion
Eine elegante Revolution
Die spannende Verbindung von zwei Männern (und noch mehr Materialien)
Ab 6.100 Euro
Eine der wichtigsten Grundregeln des Journalismus lautet „No jokes with names“, was richtigerweise verstanden wird als „auf Namen gar nicht weiter eingehen“, aber ich bitte Sie: Der Gründer von Hublot heißt Carlo Crocco, und wenn man sich eine Filmfigur mit diesem Namen vorstellt, wird sie garantiert die Eigenschaften haben, die Hublot zu aberwitzigem Erfolg verholfen haben: absolut untrügliche Eleganz, gepaart mit solcher Meisterschaft in den Traditionen seines Gewerbes, dass er das perfekte Gespür dafür hatte, wo er sie brechen konnte – und natürlich einer lustvollen Freude daran, sie tatsächlich zu brechen. Er hielt sich nicht an Grundregeln, jedenfalls dann nicht, wenn sie ihn hinderten. Auf der Uhrenmesse in Basel stellte Crocco 1980 eine neue Uhr seiner Marke MDM vor. Das Modell hieß „Hublot“ – also Bullauge, weil die Form mit der verschraubten Lünette daran erinnerte – und war aus Gold, an einem Armband aus Kautschuk. In der vorsichtig gesagt konservativen Welt der Armbanduhren war die Materialkombination je nach Blickwinkel ein Affront oder eine Sensation, jedenfalls war sie neu, eigen – und sah verdammt gut aus.
Die Uhr wurde nicht nur zum Namensgeber der Marke, sie wurde zum Programm: „Fusion“, also die Verbindung extrem unterschiedlicher und unerwarteter Materialien, ist bis heute das pochende Herz von Hublot, und die Manufaktur entwickelt pausenlos neue High-Tech-Varianten (ein aktuelles Highlight ist ein Tourbillon in einem Gehäuse aus transparentem, orangefarbenen Saphir). Aber begründet ist alles in dieser Uhr: der Fusion Classic. Sie hat nichts von ihrer schlichten Eleganz eingebüßt, von der technischen Eleganz in ihrer Konstruktion. Diese eine Material-Fusion gehört inzwischen längst in den klassischen Kanon, das ist das Schicksal erfolgreicher Revolutionen, insofern fehlte zu der nachhaltigen Größe von Hublot nach dem ersten Sturm noch ein großer Knall. Und der kam 2004 mit einem neuen CEO und Anteilseigner, Jean-Claude Biver. Wenn die Uhrenindustrie ein Organismus ist, ist Biver ihr Lustzentrum. Mehr Energie als der Mann kann man nur ausstrahlen, wenn man ein Himmelskörper ist. Carlo Crocco hatte mit der Idee der Fusion ein Sterne-Menü gekocht, aber Biver machte eine Party daraus: Mit der Big Bang, einer Fusion auf Steroiden, die 2005 mit selbstbewusstem Bling eine neue Ära einläutete, nicht nur für Hublot, sondern für eine ganze Generation neuer Uhren.
Bei so viel Geschichte darf die eigentliche Uhr aber nicht zur Fußnote werden, denn das ist die Classic Fusion nicht. Sie ist eines dieser Designs, das mit der Zeit weiter wächst. Es ist so ausgewogen, dass es auf den ersten Blick selbstverständlich wirkt, doch je länger man es wirken lässt, umso erstaunlicher erscheint es, dass die vielen verschiedenen Formen und Flächen in ihrem Zusammenspiel eine so starke Einheit bilden. Schon die Tatsache, dass die Köpfe der Schrauben an Lünette und Bandanstoß nicht einheitlich stehen, sondern als Hinweis an die geleistete Handarbeit fungieren, an das Handwerk an sich, das in dieser Maschine steckt. Das Gehäuse der Classic in seiner einfachsten Form ist aus Titan und hat diesen silbergrauen Schimmer eines Materials, das für immer irgendwie nach Zukunft aussehen wird (ungefähr so, wie für Menschen meiner Generation der Zusatz „2000“ immer irgendwie nach Zukunft klingt). Es sind Details im Bereich eines Millimeters, die immer wieder den Blick auf die Form ziehen: Die Andeutung der Flügel an den Seiten (hergeleitet von der Bullaugen-Klappe, jene Flügel, die bei Pateks Nautilus das Design prägen), der extrem lange Minutenzeiger, der wirkt, als könnten die Minutenstriche auf der Lünette stehen. Es ist ein Wunder, wieviel an dieser Uhr auch nach langer Zeit immer wieder entdeckt werden kann. Und höchste Kunst.
Und dann natürlich das Band. Die Classic Fusion kann man auch mit einem Lederband erstehen, und es nimmt der Uhr nichts, außer natürlich diesem Gefühl der Virtuosität, High und Low miteinander zu kombinieren, wie es nur diejenigen können, die alle Codes beherrschen. Es ist zu einem prägenden Motiv der Mode geworden, und zumindest ein bisschen Mode braucht jede Branche und jede Ästhetik, jeder von uns: jenen kleinen Teil nämlich, der infrage stellt, was schon immer so war. Den Carlo Crocco in uns. Alle Infos zur Uhr finden Sie hier.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Von den vier Größen der Classic Fusion ist eine tatsächlich ein Frauenmodell (mit 33 Millimetern Durchmesser), die anderen, mit 38, 42 oder 45 Millimetern Durchmesser, sind unisex oder für Männerarme. Die sehr klassische 38-Millimeter-Version wirkt dabei in den Proportionen einen Hauch anders: Ihr Armband wirkt im Verhältnis zum Gehäuse schmaler als bei den anderen Größen. Für uns die perfekte Größe ist deshalb die 42-Millimeter-Version ab 6.600 Euro, aber das ist wirklich eine extrem subjektive Wahrnehmung. Sie ist in vielen Farben und auch in Gold, Keramik und einer Gold-Titan-Kombination erhältlich – und auch an Armbändern aus dem Gehäusematerial, was zwar den Namen konterkariert, aber sehr gut aussieht. Und es gibt viele Versionen mit einem Diamantenbesatz rund um die Krone (wir empfehlen die 45-Millimeter-Goldversion mit 126 Diamanten (1,41 Karat) für eine Hiphop-Karriere). Ihr Automatikwerk mit dem Namen HUB1110 hat eine Gangreserve von 42 Stunden.
Durchmesser: 42mm
Armband: Kautschuk
Wasserdicht: bis 5 Bar
Das noch: An dieser Stelle Jean-Claude Biver zu beschreiben ist unmöglich, aber zur Einordnung: Der Mann hat Blancpain vor dem Verschwinden gerettet, in seiner Zeit bei Omega die damals schwächende Marke zu alter neuer Größe geführt und dann den Umsatz von Hublot von 26 Millionen Schweizer Franken auf mehr als 800 Millionen gesteigert. Nebenbei produziert er auf seinem Schweizer Bauernhof Käse. - Michalis Pantelouris
Junghans Max Bill
Die Junghans Max Bill
Der Bauhaus-Klassiker
Reduktion in Perfektion
Ab 515 Euro
Würde sich dieser Text so sehr auf das Wesentliche, essentiell Notwendige beschränken wie die Uhren der Max-Bill-Serie von Junghans, wäre er sehr kurz. Weil das bei einer derart ikonischen Uhr aber nicht geht, folgt hier die etwas ausführlichere Variante: Der Schweizer Bauhaus-Künstler und Architekt Max Bill schuf Mitte der 1950er-Jahre für die deutsche Uhrenmanufaktur Junghans das Design, das klar den Bauhaus-Regeln folgte: funktional, sachlich, ohne Schnörkel. Das hier gezeigte Modell, das sich durch die charakteristische Ziffer 4 auszeichnet, kann man dabei guten Gewissens als opulentere Variante der Max-Bill-Uhr verstehen, in anderen Varianten verzichtet man völlig auf jegliche Zahlen auf dem Zifferblatt.
In dieser Schlichtheit liegt die Faszination. Die Max Bill ist eine Armbanduhr. Man kann auf ihr die Zeit ablesen, und das sehr gut. Weil das Design auf alles nicht absolut Notwendige verzichtet. Es gibt die Uhren natürlich auch mit Datum, doch am schönsten wirken sie in ihrer ursprünglichen Form. Wer eine Max Bill besitzt, braucht (zumindest theoretisch und aus optischen Gründen, denn zum Beispiel schwimmen gehen sollte man mit ihr besser nicht) auch keine weitere Uhr, weil die Max Bill in jeder Situation funktioniert und nie unpassend ist. Dass sie 70 Jahre alt ist, sieht man ihr nicht an, und das wird in 70 Jahren wahrscheinlich immer noch so sein. Hier finden Sie alle Infos zur Junghans Max Bill.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Die Junghans Max Bill gibt es mittlerweile in fast allen denkbaren Varianten – von Quartz über Handaufzug bis Automatik, von 34 bis 40 Millimeter Durchmesser, mit Saphir- oder dem originalgetreuen Plexiglas. Zeitgemäß erscheint die Variante mit 38 mm Gehäusedurchmesser und am Lederband, die mit Automatikwerk aktuell 925 Euro kostet.
Durchmesser: 34 bis 40 Millimeter
Armband: Textil, Edelstahl, Leder, PVD oder Titan
Wasserdicht: bis 3 Bar bzw. spritzwassergeschützt
Das noch: Ursprünglich entwarf Max Bill die Uhr als Küchenuhr – das Design des Zifferblatts blieb fast unverändert, als Junghans die Uhr später am Armband auflegte. Die Küchenuhr hat Junghans mittlerweile aus dem Sortiment genommen, dafür ist die Max Bill aber als Wanduhr erhältlich.
- Christoph Landsgesell
Breguet Tradition 7047
Die Breguet Tradition 7047 © PR
In der Tradition des größten Uhrmachers aller Zeiten
Mit Handaufzugs-Tourbillon
Ab 169.500 Euro
Sie eine Armbanduhr zu nennen ist ein bisschen so, wie Abraham-Louis Breguet EINEN Uhrmacher zu nennen – technisch korrekt, aber ein Beweis dafür, dass unsere Sprache technisch sehr limitiert ist. Breguet, ein Schweizer, der von Mitte des 18. Jahrhunderts an in Paris arbeitete, ist DER Uhrmacher. Seine Erfindungen finden sich bis heute in der Mehrzahl der mechanischen Uhren, und seine aufregendste – das Tourbillon – ist immer noch der Höhepunkt der Haute Horologie.
Ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, hier abschließend aufzuzählen: Abraham-Louis Breguet war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der automatischen Uhr, erfand die erste Schock-Dämpfung, eine Hemmung, eine Aufzugsspirale und eben jenen „Wirbelwind“ (das bedeutet Tourbillon wörtlich auf Deutsch), bei dem Schwungsystem und Hemmung eines Werkes sich um eine Achse drehen, so dass sie gleichmäßig von allen Seiten der Schwerkraft ausgesetzt sind. Vor allem bei Taschenuhren, die relativ unbeweglich in der Westentasche stecken, verbesserte das die Genauigkeit. Und selbst wenn der Effekt bei heutigen Fertigungstechniken minimal ist, bleibt die mechanische Meisterleistung das am schönsten anzuschauende Beispiel dafür, wozu menschlicher Geist und handwerkliche Präzision in der Lage sind. Ein Tourbillon liegt deshalb in der Regel offen für den Blick, so wie bei der Breguet Tradition 7047 praktisch das ganze Werk. Es nimmt sogar den größten Teil der sichtbaren Fläche ein. Das Zifferblatt ist hier optisch nur ein Teil von mehreren im Gehäuse, und das sendet eine Botschaft: Die Zeit abzulesen mag die praktische Funktion dieses Apparates sein, aber es ist nicht der Grund dafür, dass man ihn baut. Einen Tourbillon baut man, weil man es kann.
Vielleicht muss man einmal kurz innehalten und sich vergegenwärtigen, dass es überhaupt keine Selbstverständlichkeit ist, dass es noch mechanische Uhren gibt. Es gibt Beispiele von geliebten mechanischen Instrumenten, die eine ähnliche Berechtigung hätten, aber trotzdem aussterben – wie analoge Kameras, Schreibmaschinen oder Autos, die man reparieren kann, ohne einen Laptop anschließen zu müssen. Sie alle werden nicht mehr weiter entwickelt oder gar nicht mehr gebaut. Mechanische Uhren schon, und das lässt sich nicht abschließend damit erklären, dass sie ein Schmuck sind, denn der teure Teil der Entwicklung steckt im Werk, das die meisten von uns fast nie sehen und schon gar nicht verstehen. Die Faszination hat eine irrationale, ja transzendente Dimension. Und das ist in Wahrheit die größte Erfindung des Abraham-Louis Breguet.
Er war der erste Uhrmacher, bei dem man mehr für eine Uhr bezahlte, einfach weil sein Name drauf stand (in der Folge war er auch der erste, dessen Uhren gefälscht wurden). Bei ihm kauften die Könige seiner Zeit, und die von heute tun es wahrscheinlich auch. Man macht das so. Weil man es kann.
Was nicht zuletzt an der dritten Säule der breguetschen Meisterschaft liegt: Die Uhren sind schon fast ätherisch schön. Sie haben in der Regel von Hand guillochierte Silber-Zifferblätter und die prägnanten, feinen Breguet-Zeiger, die schon fast wie ein Logo fungieren (es gibt kernigere Uhren im Portfolio, und die Breguet-Versionen von Tool-Watches wurden Mitte des letzten Jahrhunderts zum Beispiel auch von der französischen Luftwaffe genutzt). Die „Tradition 7047“ gehört zu den auf den ersten Blick weniger verzierten Uhren des Hauses – das macht einen guten Teil ihrer ästhetischen Spannung aus –, aber auch hier haben die Feinheiten des Zifferblatts eine Tiefe, in der man sich verlieren kann. Ich hoffe und bete, jeder Besitzer dieser Uhr sitzt einen guten Teil seiner freien Zeit mit einer Lupe am Auge über ihr und spürt Freudenschauer am ganzen Körper. Denn was er oder sie in der Hand hält ist nicht eine Armbanduhr, es ist ein Kunstwerk. Hier finden Sie alles zu Breguet.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Die Breguet Tradition 7047 wird in Gelb-, Roségold und wie abgebildet in Platin gefertigt (der Preis steigt dadurch auf 183.200 Euro). Neben dem Tourbillon ist eine feine, gravierte Gangreserveanzeige ungefähr auf halb zehn die einzige Komplikation dieses Kalibers mit dem internen Namen 569. Auch die Rückseite des Werks ist durch den Saphirglasboden sichtbar, und überhaupt, dieses Werk mit dem rechts oben wirbelnden Tourbillon: Es ist so schön, dass es von Handy-Sucht heilt (allerdings durch Tourbillon-Sucht). Das Handaufzugs-Kaliber besteht aus 542 Einzelteilen und hat eine Gangreserve von 50 Stunden.
Durchmesser: 41mm
Armband: Leder
Wasserdicht: bis 3 Bar (nichtmal dran denken!)
Das noch: In Zeiten von Influencer-Marketing und Celebrity-Testimonials ist Breguet eine so absurd lässige Ausnahme, dass man auf die Knie gehen muss vor Bewunderung. Auf ihrer Webseite haben sie versteckt in einem Untermenü eine Sektion „Berühmte Kunden“, aber sie endet im frühen 20. Jahrhundert. Sie enthält allerdings Namen wie Napoleon Bonaparte, Winston Churchill und Arthur Rubinstein. - Michalis Pantelouris
Fortis Flieger F-41
Die Fortis Flieger F-41 © PR
Neudefinition eines Klassikers
Neustart einer Traditionsmarke
Ab 1.950 Euro
Wir bekennen uns hier schuldig: Wir lieben es, wenn Uhren und ihre Hersteller Geschichte haben, und deshalb erzählen wir hier dauernd von den 15-jährigen Wunderkindern, die im 18. Jahrhundert in die Welt hinausziehen und dem Kaiser eine Weltreiches eine Uhr bauen. Oder von Uhren, die zum Mond fliegen. Solchen Dingen. Und das hier wird auch so eine Geschichte, aber ein bisschen anders, denn diese Geschichte könnte Ihnen passieren. Wenn Sie Uhren lieben.
Der Unternehmer Walter Vogt liebte Uhren, und deshalb gründete er eine Firma, die Uhren baute. Schon das Gebäude war modern, die Uhren waren es auch, und er musste schnell anbauen, um genug Produktionsfläche zu haben. Das war 1912 in Grenchen in der Schweiz. Uhren hatten damals Werke mit Handaufzug. Zwar hatten Perrelet, Breguet und andere schon mehr als 100 Jahre zuvor Werke mit Selbstaufzug entwickelt, aber sie waren zu kompliziert und deshalb zu teuer, um sie in Serie zu fertigen. Auch Walter Vogt konnte das nicht ändern, er war Unternehmer und kein Uhrmacher. Aber mitten in seiner Expansionsphase beobachtete ein englischer Erfinder auf der Isle of Man Kinder auf einer Schaukel und hatte die Idee für den schwingenden Rotor, wie wir ihn heute noch durch den Glasboden unserer Uhren sehen. Der Mann hieß John Harwood, und 1926 trafen er und Walter Vogt eine Vereinbarung, die es Vogts Firma Fortis ermöglichte, als erste (parallel mit Blancpain, die ebenfalls Harwoods Patent nutzen) ein automatisches Werk in Serie zu produzieren.
Mehr als hundert Jahre bewegte Geschichte folgen, und Uhren von Fortis flogen zwar nicht zum Mond, aber mit dem russischen Raumfahrtprogramm ins All. Mit bunten Kunststoffuhren nahm die Firma schon 1969 einen der Über-Trends der 80er-Jahre vorweg, und 1987 bauten sie ihre erste „Flieger“-Pilotenuhr. 2017 kam ein finanzielles Desaster. Fortis brauchte einen Neuanfang, und fand ihn in Jupp Philipp, einem Unternehmer, der Uhren liebt, und zwar die von Fortis, weil sein großer Bruder Pilot ist und ihm vor 20 Jahren einmal gesagt hat, Piloten würden Fortis-Uhren tragen.
Die Fortis Flieger F-41 gehört zu einer neuen Designfamilie, erkennbar angelehnt an die alten Flieger-Modelle, aber doch vor allem neu. Sie sind gleichzeitig eine Art Neubeginn für die Marke.
Die ältere Generation der Flieger war vor allem klassisch: In den Markierungen und den schwertförmigen Zeigern erfüllte sie alle Codes einer Pilotenuhr, aber sie war ein bisschen eingeklemmt zwischen luxuriöseren, teureren Versionen der Marken mit höherem Prestige und den günstigeren. Fortis baute immer gute Uhren, aber in einem sehr vollen Markt fehlte vielleicht der allerletzte Grund, sich für eine ihrer Uhren zu entscheiden, denn gute Uhren bauen andere auch.
Die neue Version ist sehr viel Uhr für ihren Preis, und zwei der Hauptgründe dafür lassen sich auf dem Foto leider nur schlecht erkennen. Zum einen ist das Zifferblatt noch deutlich interessanter, als es auf den ersten Blick wirkt, weil es sehr dreidimensional aufgebaut ist: Der Minutenring ist erhöht, und die Indexe noch einmal draufgesetzt (in Wahrheit bestehen sie aus dick aufgetragenem Lumen, diese Uhr ist auch nachts sehr deutlich ablesbar). Zusammen mit den orangefarbenen Details wirkt das an sich schlichte Design sehr lebendig. Und zweitens fühlt sich die Flieger deutlich massiver und dadurch vor allem für jüngere Träger auch wertiger an. Natürlich sagt das Gewicht in Wahrheit wenig über die Qualität einer Uhr, und Leichtigkeit kann ein riesiger Vorteil sein, aber wer einmal zum Beispiel eine Rolex aus dem vergangenen Jahrhundert und eine aktuelle in die Hand nimmt, spürt einen deutlichen Unterschied – noch einmal potenziert, wenn beide ein Metallband haben. Die neue Flieger wirkt tough und vertrauenerweckend. Und das ist ein gutes Gefühl, wenn man bedenkt, dass die Zukunft des Unternehmens nicht unwesentlich an ihr hängt. Und an uns natürlich, den Uhrenfans. Neben einer guten Uhr ist eine Belohnung beim Kauf – und den Jahrzehnten danach – ja vielleicht auch das Gefühl, eine Uhr von einer Traditionsmarke zu tragen, die so ist wie man selbst. Alles zu Uhren von Fortis finden Sie hier.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Man muss Fortis schon dafür mögen, dass sie die Größe ihrer Uhren in den Namen schreibt: Die F-41 hat 41 Millimeter Durchmesser, und sie hat eine kleine, fast identische Schwester mit dem Namen F-39, deren Durchmesser wir nicht verraten. Und eine große Schwester F-43, in deren 43-Millimeter-Gehäusen aber jeweils ein Chronograph oder eine GMT-Komplikation stecken. Alle Gehäuse sind aus Edelstahl, am Edelstahlband kostet die Uhr 2.400 Euro. Die beidseitig drehbare Lünette rastet in Halbstunden-Schritten ein. Das Werk UW-30 zeigt zusätzlich das Datum und hat eine Gangreserve von 38 Stunden.
Durchmesser: 41mm
Armband: Leder
Wasserdicht: bis 20 Bar
Das noch: Die Isle of Man hat einen merkwürdig großen Einfluss auf die Uhrenwelt, gemessen daran, dass auf dem souveränen Kronbesitz gerade einmal 84.000 Menschen leben. Hier erfand John Harwood vor etwa 100 Jahren den serienreifen Automatik-Antrieb, aber hier arbeitete bis zu seinem Tod 2011 auch George Daniels, der beste Uhrmacher unserer Zeit. Wäre diese 100er-GQ-Liste nicht völlig subjektiv, würden seine 24 komplett selbstgebauten Uhren wahrscheinlich die ersten 24 Plätze belegen müssen, und daneben erfand er das Koaxial-Werk, das heute in den meisten Omega-Uhren verbaut ist und ungefähr nie geschmiert werden muss (wie das genau funktioniert, verstehen wahrscheinlich exakt 17 Menschen auf der Welt). - Michalis Pantelouris
Oris Big Crown Pointer Date
Die Oris Big Crown Pointer Date © PR
Historische Pilotenuhr
Wunderbar eigensinniges Design
Ab 1.600 Euro
Wir kennen das Prinzip der Überkompensation: Kinder von Reformhauseltern kaufen ihr gesamtes Studium lang Nahrungsmittel ausschließlich an Tankstellen und die besten Komiker sind immer die, die auf dem Schulhof nie beachtet wurden. Vielleicht darf uns deshalb die Geschichte von Oris nicht überraschen, denn die Manufaktur im deutschschweizer Kanton Basel-Landschaft durfte 30 Jahre lang keine technischen Neuerungen erfinden. Das ist keine Metapher, es gab eine Zeit nach 1934, in der die Schweizer Regierung ihre Uhrenindustrie mit einem „Uhrenstatut“ zu schützen versuchte, das die Einführung neuer Technologien verbot. Oris, die damals seit 30 Jahren Uhren bauten, aber gerade erst mit Armbanduhren begannen, waren technisch nicht auf dem neuesten Stand, sie benutzten noch nicht die technisch überlegene Ankerhemmung in ihren Werken – und durften es nun auch nicht mehr. Bis 1966 kämpfte man – jetzt kommt eine Metapher – mit einer hinter dem Rücken gefesselten Hand und trotzdem erstaunlichen Erfolg, bis das Statut abgeschafft wurde.
Schon deshalb ist die Big Crown Pointer Date eine besondere Uhr: Ihr Design stammt im Wesentlichen aus 1938, und es erfüllt gleichzeitig die Anforderungen an Pilotenuhren, zum Beispiel die einfache Ablesbarkeit unter allen Bedingungen und durch die große Krone die Möglichkeit, die Uhr mit Handschuhen einzustellen oder aufzuziehen (Automatikwerke baute Oris ab den 50er-Jahren). Aber man sieht in ihr auch die Art-Déco-Elemente, zum Beispiel in der Typografie, den Farben (es gibt eine ganze Reihe Versionen), dem Eisenbahngleis-Minutenring und den Kathedralen-Zeigern (der Vollständigkeit halber: Es gibt historisch auch deutlich technischer, kühler designte Big Crowns von Oris).
Es ist ein ziemlich komplexes Design, wenn man genau hinsieht. Schauen Sie sich auf dem Bild nur einmal das Dreieck zwischen dem Minuten- und dem Sekundenzeiger an: Mindestens zwei verschiedene Schriften, mit dem Logo vielleicht auch drei, die Ziffern 1 und 2 des Datums dabei auch noch in direktem Kontrast zur Stunde 12, und dazu die Eisenbahngleise mit ihren unterschiedlichen Markierungen. Man muss schon unendlich genau sein in der Gestaltung, damit es nicht chaotisch wird. Diese Uhr ist noch sehr viel spezieller, als sie auf den ersten Blick scheint. Es steckt nicht nur viel Geschichte in ihr, sondern offensichtlich auch viel Liebe.
Das ist doppelt erstaunlich, wenn man ihren Preis sieht. Und wie vieles bei Oris dann auch wieder nicht: Die abgebildete Big Crown Pointer Date ist eine aktuelle, auf 3000 Stück limitierte Edition mit zwei Armbändern (Leder und Gewebe) und kostet 1.800 Euro, die nicht limitierte Version gibt es ab 1.600 Euro. Das ist in der realen Welt viel Geld, aber sehr preiswert für eine Schweizer Manufaktur-Automatik. Gleichzeitig ist es typisch Oris: Hochwertige Uhren günstig zu machen ist Teil der Firmenphilosophie, und die funktioniert auch deshalb, weil Oris bis heute unabhängig ist. Ganz genau genommen muss man sagen: Seit einem Management-Buy-Out Anfang der 80er-Jahre ist Oris wieder unabhängig.
Und von der Leine gelassen: Die Firma erfindet ziemlich großartige Lösungen, im Portfolio finden sich zum Beispiel ein mechanischer Tiefenmesser für Taucheruhren und eine Weltzeit-Komplikation, bei der die Stunde einfach über die Lünette verstellt wird. Es sind Komplikationen, die auch andere Manufakturen ähnlich anbieten, allerdings zu sehr unähnlichen Preisen. Das neueste Baby der Tüftler in Hölstein am Orisbach (die nächste Überraschung, der Name „Oris“ hat nichts mit „Uhr“ oder ähnlichem zu tun) ist das Kaliber 400, ein Werk mit fünf Tagen Gangreserve, umfassendem Magnetschutz und zehn Jahren Garantie, und auch dieses Werk, das bisher in einer „Aquis“-Taucheruhr verbaut wird, steigert den Preis der Uhr im Verhältnis zu einfacheren Kalibern nur um rund 1500 Euro. Man muss sehr viele Uhren verkaufen, um solche Entwicklungen zu amortisieren, insofern ist es bewundernswert, mit welcher Hingabe dort gearbeitet wird.
Oris gehört damit in den überschaubaren Kreis von unabhängigen Manufakturen, die im Segment des zugänglichen Luxus unterwegs sind, und auch das qualifiziert die Big Crown für einen Platz in dieser Liste der für uns besten Uhren. Alle Infos zur Oris finden Sie hier.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Es gibt eine Vielzahl von Farben und Armband-Optionen, aber im Kern zwei Größen (36 und 40 Millimeter) und zwei Materialien, nämlich Edelstahl, Bronze und eine Bicolor-Mischung von beiden. Abgebildet ist die limitierte Edition zu Ehren des Baseball-Spielers Roberto Clemente, der nicht nur der erste über-erfolgreiche Latino im amerikanischen Baseball war, sondern ein faszinierender Mensch und Wohltäter. Er starb 1972 mit nur 38 Jahren beim Absturz eines Flugzeuges, das Hilfsgüter nach Nicaragua bringen sollte. Das Automatik-Kaliber Oris 754 basiert auf dem Sellita SW 200-1 und hat eine Gangreserve von 38 Stunden.
Durchmesser: 40mm
Armband: Leder (2. Aus Gewebe)
Wasserdicht: bis 5 Bar
Das noch: Oris' Kampf gegen das Schweizer Uhrenstatut war letztlich erfolgreich, weil sie es mit der gleichen Hingabe betrieben wie alles andere auch. 1956 stellte die Firma den jungen Rechtsanwalt Dr. Rolf Portmann ein, der (Zitat Oris-Webseite) „während seiner ersten 10 Jahre bei Oris vorwiegend damit beschäftigt [ist], gegen das so genannte ‚Uhrenstatut’ zu kämpfen, das Oris daran hindert, ihre Uhrwerke mit Ankerhemmungen auszurüsten“. Nach zehn Jahren gewann er den Kampf. - Michalis Pantelouris
Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph
Der Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph © PR
Hommage an den Erfinder des Zwischenzeit-Chronographen
Außergewöhnliches Design
Ab 7.450 Euro
Wahre Virtuosität wird manchmal als die Fähigkeit beschrieben, die Regeln eines Fachs so gut zu beherrschen, dass man sie bewusst brechen kann, um etwas Neues, Besseres zu erschaffen. In der Uhrmacherei ist das der Standard: Eine echte Manufaktur wird man eigentlich erst dadurch, dass man irgendetwas anders macht als alle anderen. Fortschritt gibt es nur durch Veränderung. Insofern ist der Monopusher-Chronograph mit dem komplizierten Namen und Zifferblatt die vielleicht wichtigste Uhr von Montblanc.
Das auffälligste Detail sind die Totalisatoren, die kleinen Zifferblätter der Stopp-Funktion, denn anstatt dass ein Zeiger sich über das Zifferblatt bewegt, dreht sich hier die Scheibe unter einem stehenden Zeiger hindurch wie eine Schallplatte unter der Nadel. Das ist zunächst einmal anders, und es ist erstaunlich, wie eine Veränderung auf diesen wenigen Quadratmillimetern das Wesen einer Uhr völlig umdrehen kann, vor allem deshalb, weil der Anblick ungewohnt ist. Im ersten Eindruck wird die sehr klassische Uhr mit ihrem teil-guillochierten Zifferblatt ein bisschen Maschine, mit drehenden Rädern zu den Zeigern, denn die Kombination von runden und graden beweglichen Elementen kennen wir instinktiv nur von Fahrrädern, Dampflokomotiven oder aus Charlie Chaplins Fabrikszenen in „Moderne Zeiten“, wenn auch der Anblick des laufenden Chronographen nichts auch nur ansatzweise Hartes hat. Die Bewegung fließen sanft, und irgendwann dämmert dann auch die Erkenntnis, welche brillante Verbindung Montblanc mit ihrem „Star Legacy“-Modell geschaffen hat, dem Erbe des Sterns.
Denn Montblanc hat ein großartiges Erbe, allerdings noch nicht in der Uhrmacherei. Die 1908 in Hamburg gegründete Firma ist berühmt vor allem für ihre Füllfederhalter und andere Schreibgeräte, Uhren bauen sie erst seit 1997, und richtig großartige Uhren eigentlich erst, seitdem Montblanc 2006 den Werkehersteller Minerva übernommen hat (über beider Mutterkonzern Richemont). Mit dem französischen Uhrmacher Nicolas Rieussec hatte Montblanc schon deswegen nie zu tun, weil er mehr als 40 Jahre vor der Gründung der Firma starb – 150 Jahre, bevor man die Uhr in seiner Erinnerung auflegte. Und dass es trotzdem die perfekte Kombination ist, steht für die subtile Perfektion der Hamburger Schreibgerätehersteller, Geschichten zu erzählen.
Nicolas Rieussac war Uhrmacher des Königs Ludwig XVIII., allerdings der sechste seiner Uhrmacher, was möglicherweise bedeutete: Er zog vor allem die Standuhren im Palast auf. Er, Rieussec, war außerdem Bruder eines der wichtigsten Rennpferdzüchters seiner Zeit (und um die Sache zu verkomplizieren hieß auch der Bruder Nicolas, aber wir fangen hier nicht an, mit zweiten Vornamen zu hantieren sondern nennen den Bruder „Bruder“). Dieser Bruder hatte einen Wunsch: Er wollte mit einer Uhr die Einlaufzeiten aller Pferde eines Rennens messen können. Uhren mit Stopp-Funktion gab es bereits, aber die konnte man nur starten und wieder anhalten, es brauchte also jedes Pferd eine eigene Stoppuhr. Rieussec löste das Problem genial mit bestehender Technik: Er baute in einen Kasten ein Uhrwerk, das auf Knopfdruck Scheiben rotieren ließ, sehr ähnlich der Anordnung auf der unteren Hälfte der Star Legacy. Bei jedem Druck auf einen zweiten Knopf „schrieb“ ein Zeiger eine Markierung auf die Scheibe, so dass er nur bei jedem Pferd auf den Knopf drücken musste, ohne überhaupt hinzusehen, und alle Zielzeiten später von der Scheibe ablesen konnte. Stoppuhren hatte es vorher schon gegeben, aber Rieussecs war die erste, die „Chronograph“ genannt wurde – Zeitschreiber. Und wahrscheinlich muss das nicht gesagt werden: Der schreibende Zeiger war natürlich in Tinte getaucht. Womit wir bei Montblanc wären.
Das Haus mit der langen Tradition in luxuriösen Geräten und kurzer in fantastischen Uhren ist im Moment aus meiner Sicht noch ziemlich unterbewertet – man bekommt sehr viel Uhr für das Geld. Auch bei dem Chronographen, der über einen einzelnen Drücker an der linken Gehäuseseite betätigt wird und dessen Automatik-Werk durch den Saphirglasboden bei der Arbeit betrachtet werden kann. Alles am Zifferblatt, von der Dreidimensionalität der Ebenen bis zu den Verzierungen und überhaupt den unorthodoxen Layout, strotzt vor uhrmacherischem Ehrgeiz, aber ich würde wetten, das Detail, das am längsten Freude macht, ist das aufwendig eingefasste Datumsfenster auf der 6. Mir fällt gerade auf Anhieb überhaupt kein schöneres Datumsfenster irgendwo ein, und das kommt von jemandem, der Datumsfenster fast immer störend findet. Vielleicht, weil sie sonst mit nur ein Loch im Zifferblatt sind. Hier ist es ein stolzes Portal. Und plötzlich liebe ich es. Nicht einfach, weil es anders ist. Sondern besser. Alle Infos zur Uhr finden Sie hier.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: Der Montblanc Star Legacy Nicolas Rieussec Chronograph wird angetrieben vom – und jetzt zitiere ich Montblanc – „legendären Manufaktur-Monopusher-Chronographenkaliber MB R200“. Ich schwöre, ich hätte erstens das Wort Manufaktur-Monopusher-Chronographenkaliber nie benutzt und zweitens schon gar kein Adjektiv davor gesetzt. Aber sie haben nicht unrecht. Es ist ein Manufaktur-Monopusher-Chronographenkaliber. Warum es legendär ist, weiß ich nicht genau, aber es ist jedenfalls beeindruckend: Neben allem oben beschriebenen zeigt es ja auch noch eine zweite Zeitzone (der skelettierte Stundenzeiger) mit Tag-Nacht-Anzeige auf der 9. Aktuell gibt es nur die Version mit dem anthrazitfarbenen Zifferblatt neu zu kaufen, aber es ist zu erwarten, dass Montblanc zumindest immer wieder limitierte Serien in anderen Farben auf den Markt bringt. Die Uhr ist viel zu schön zum Sterben.
Durchmesser: 44,8mm
Armband: Alligatorleder
Wasserdicht: bis 3 Bar
Das noch: Montblanc hat eine weitere wunderschöne Uhr, bei der sich Dinge drehen, die es sonst nicht tun, nämlich die 1858 Geosphere. Auf ihrer sehr interessanten Weltzeitanzeige drehen sich auf je einer Scheibe Nord- und Südhalbkugel durch die Zeitzonen. Es ist ehrlicherweise nicht ganz einfach, hier abzulesen, wie spät es wo ist, wenn man nicht Geografie studiert und Adleraugen hat, aber es sieht wahnsinnig gut aus.- Michalis Pantelouris
Zenith El Primero
Die Zenith El Primero
Der legendärste Automatik-Chronograph
Misst als Schnellschwinger Zehntelsekunden
Ab 7.800 Euro
Es ist folgerichtig, dass die Entwicklung des ersten Automatik-Chronographen ein Rennen war, denn Chronographen – also Uhren mit einer Funktion, die eine Zeit stoppen können – sind seit jeher mit Rennen verbunden. Der Legende nach waren die ersten Chronographen überhaupt vor allem rund um Pferderennbahnen beliebt, weil man mit ihnen die Rundenzeiten von Pferden während der Trainingsrunden stoppen konnte. Das half sehr dabei, später eine erfolgreiche Wette zu platzieren. Aber das waren noch per Hand aufgezogene Uhrwerke, erst 1969 kamen die ersten automatisch aufgezogenen Kaliber hinzu, und zwar gleich mehrere auf einmal, denn neben Zenith war auch ein Konglomerat aus den Firmen Breitling, Heuer-Leonidas (heute Tag Heuer) und dem Werkehersteller Dépraz & Cie (heute Dubois Dépraz) dabei, einen Chronographen mit Selbstaufzug zu entwickeln. Und Seiko in Japan auch. Aber Zenith waren die ersten, die (mit letztlich zwei Monaten Vorsprung) ihren Chronographen der Öffentlichkeit präsentierten, und das reiben sie dem Rest der Welt seitdem genüsslich rein: Das Werk und seine Nachfolger heißen bis heute „El Primero“, der Erste.
Das könnte fast ein bisschen wie Angabe klingen, wenn El Primero wirklich „nur“ der Erste gewesen wäre, aber in einer absurden Häufung von Exzellenz ist das Werk auch gleich noch das beste. Es ist ein Schnellschwinger mit fünf Hertz, das bedeutet, die Unruh beschreibt in jeder Stunde 36.000 Halbschwingungen, das sind zehn pro Sekunde, die Konkurrenten schaffen in der Regel gerade einmal acht, die Speedmaster, die im selben Jahr auf dem Mond landete, gerade einmal sechs. Was bedeutet: Mit einem El-Primero-Chronographen konnte und kann man Zehntelsekunden stoppen, mit den anderen nicht. Und was noch viel wichtiger ist: Die wunderschön fließende Bewegung des Sekundenzeigers bei einer mechanischen Uhr ist bei einem Schnellschwinger noch einen Hauch wunderschöner.
Womit wir bei der Gestaltung der Uhr wären, die einerseits schlicht aussieht wie ein perfekter Renn-Chronograph samt Tachymeterskala, andererseits aber sehr besonders durch die drei überlappenden Totalisatoren in verschiedenen Farben. Es ist ein ikonisches Design, das irrerweise niemand auch nur annähernd je erfolgreich kopiert hat. Und es ist auch klar, warum: In jedem anderen Fall wirkt so etwas unentschlossen, mehr wie ein Gimmick als eine gestalterische Entscheidung. Wie eine limitierte Edition, die durch irgendeine kleine Besonderheit als zusätzliche Uhr in einer Sammlung landet und an besonderen Tagen getragen wird, nichts, was man als „die Uhr“ kauft. Aber hier ist es anders: Einen Zenith El Primero Chronographen (okay, der Korrektheit halber einmal: Es ist offiziell der „Chronomaster El Primero“) kann man unbedingt als einzige Uhr jeden Tag tragen, und das für immer. Und man hätte jeden verdammten Tag absolut recht. Hier finden Sie alles zur Zenith El Primero.
Die Daten (aktuelle Version)
Modelle und Kaliber: El Primero ist eigentlich das Kaliber, nicht das Gehäuse, aber hier sprechen wir von der Chronomaster, die es in Stahl und Gold gibt, mit einer ganzen Reihe offener Zifferblätter, die den Blick auf die rasende Unruh gewähren, und eine sehr schöne Revival-Version in einem eckigen Gehäuse und eins mit kleinerem Original-Durchmesser (38mm). Aber diese schlichte Variante hier ist in jedem Fall eine grandiose Wahl. Das 5-Hertz-Hochfrequenz-Kaliber El Primero 400 stoppt auf die Zehntelsekunde genau, zeigt auch noch das Datum an und hat eine Gangreserve von 50 Stunden.
Durchmesser: 42mm
Armband: Leder mit Faltschließe
Wasserdicht: bis 10 Bar
Das noch: Der El Primero ist auch die Uhr mit jener legendären Geschichte: 1975, während der Quarzkrise, gaben die damaligen Zenith-Chefs die Anweisung, die Maschinen für die schon als altmodisch empfundenen mechanischen Werke zu zerlegen und abzuwracken. Aber ein Mitarbeiter widersetzte sich: Der Uhrmacher Charles Vermot schaffte die Maschinen heimlich auf einen Dachboden und mauerte sie dort ein. Als Jahre später die mechanische Uhr ein Comeback erlebte, konnte er sie zurückholen – und Zenith retten, aber vor allem das Kaliber El Primero.
- Michalis Pantelouris
Panerei Luminor Base Logo
Die Panerai Luminor.
Die Erfindung der fetten Uhr
Unverwechselbares Design
Ab 4.900 Euro
Minimalistische Designtheorien sagen, eine Gestaltung ist dann perfekt, wenn man nichts mehr wegnehmen kann, und die Uhren von Officine Panerai entsprechen dem in vielen Fällen, mit einer entscheidenden Einschränkung: Sie sind groß. Sehr groß in manchen Fällen, und wenn man den Trend zu exponentiellem Wachstum bei Armbanduhren in den letzten etwa 30 Jahren (ein Trend, der sich schon wieder umgekehrt hat, aber die einmal geöffnete Büchse bleibt natürlich offen) an einer einzelnen Marke festmachen wollte, wäre es Panerai.
Die Geschichte ist bekannt: Der Uhrmacher Giovanni Panerai gründete 1860 in Florenz das Geschäft, das bald darauf Officine Panerai genannt wurde, und baute mechanische Instrumente vor allem für das italienische Militär. Die berühmte Uhr entwickelte sein Enkel 1938 für die Marine als Taucheruhr mit zwei Zielen: Sie sollte wasserdicht und gut ablesbar sein. Werk und Gehäuse fertigte Rolex für ihn, das Zifferblatt fertigte er in Sandwichbauweise, das heißt, eine Scheibe war mit einer Leuchtmasse belegt, darauf lag eine weitere Scheibe, aus der die Ziffern oder Striche ausgeschnitten waren, so dass die Leuchtmasse (anfangs noch das radioaktive LRadiomir, ab 1950 das ungefährliche Luminor, dann auch mit dem berühmten Schutzbügel für die Krone) ausgespart waren. Heute werden übrigens nicht alle Modelle so gefertigt, bei dem vorliegenden etwa ist die Leuchtmasse einfach auf das Zifferblatt aufgebracht. Doch zurück: Die Militäraufträge versiegten und in den 70er-Jahren verschwand Panerai.
Die heute existierende Firma ist quasi eine Neugründung auf der Grundlage des Erbes: 1993 kam eine kleine Auflage der Luminor auf den zivilen Markt, just zu der Zeit, als Sylvester Stallone in den Dolomiten den Bergsteiger-Film „Cliffhanger“ drehte. Er muss glücklich gewesen sein, endlich eine Uhr gefunden zu haben, die so muskulös ist wie er. Er kaufte angeblich gleich eine ganze Reihe der Uhren und verschenkte sie, auch eine an Arnold Schwarzenegger. Jedenfalls wurde die Uhr an den Handgelenken von Hollywoods Bizeps-Elite zum König der Macho-Uhren in einer Welt, die noch von Macho-Uhren bevölkert war. Denn die Panerai war erstens größer und zweitens so schlicht designt, dass sie noch einmal mächtiger wirkte. Man konnte sie lieben oder hassen, entgehen konnte man ihr nicht.
Dabei heißt schlicht entgegen manchem Vorurteil bei Panerai keineswegs grob. Ihre Details, die zauberhafte Typografie der Zahlen zum Beispiel (die keine geschlossenen Kreise zulässt, weil sie ja in das Zifferblatt geschnitten wurden), aber auch die feine Mechanik des martialisch anmutenden Kronenschutzes, die durch Druck auf die Krone die Dichtung fest schließt, ist eine Freude. Und natürlich ist das Haus inzwischen längst in die Höhen der feinen Uhrmacherei aufgestiegen, aber darum geht es hier nicht, hier geht es um die handfeste, „echte“ Luminor.
Die Basis-Version hat bis heute ein Handaufzugswerk, so dass ihr Besitzer zumindest alle drei Tage den Bügel lösen und die Uhr aufziehen muss, und der Klappbügel macht das zu einem sehr bewussten Akt. Ehrlicherweise ziehe ich meine Handaufzugsuhren in der Regel mehr oder weniger unbewusst auf, während ich über völlig andere Dinge nachdenke, es ist ungefähr so, wie in Meetings mit einem Stift herumzuspielen. Nicht bei der Luminor, die nimmt man in zwei Hände, öffnet den Bügel und überträgt seine Energie in die Uhr. Es ist ein Moment der Meditation, eine feine, kleine Erinnerung daran, dass wir die Zeit nicht kontrollieren können, aber in der Hand haben, was wir damit anstellen. Und das schon ist viel geleistet von einer Uhr.
Es ist sehr subjektiv (wie zugegeben alles hier), aber die Panerai Luminor ist meiner Meinung nach eine jener Uhren, die ihre größte Wirkung mit nur zwei Zeigern entfalten. Auch das ist eine Übung in Demut, denn ohne den fließenden Sekundenzeiger kann man von außen nicht sofort erkennen, ob die Uhr läuft oder längst stehengeblieben