FFI-Forum in Berlin zeigte neue Seiten der Faltschachtel auf

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Richtig verpackt, ist halb verkauft. Durch ihre Präsenz vom POS bis zu den Konsumenten spielt die Verpackung eine herausragende Rolle im Medienkarussell. Sie gehört zu den stärksten Marketingtools in der 360°-Kommunikation. Damit die Verpackung als Touchpoint ideal wirkt, kommen immer neue, innovative Veredelungen ins Spiel. Welche Argumente und Möglichkeiten gibt es, die Produktverpackung noch attraktiver, noch wirksamer zu gestalten und zu nutzen? Das neunte FFI-Forum „Richtig verpackt“, das Ende Februar in Berlin im Spreespeicher stattfand, gab Impulse für die Gestaltung und die Veredelung, die Verarbeitung und den Einsatz der Faltschachtel als Markenträger und Absatzförderer.

Den Auftakt der Veranstaltung übernahm Christian Schiffers, FFI (Fachverband Faltschachtel-Industrie). Die Erkenntnisse aus 15 Jahren Marktforschung unterstreichen die Rolle der Verpackung am Point of Sale, denn 70 Prozent der Kaufentscheidungen werden hier beeinflusst und entschieden. Aber die Verpackung wirkt weiter: Zuhause im Küchenschrank hat die Marke keine Wettbewerber. So liefert die Verpackung Milliarden Touchpoints durch ihre hohe Bruttoreichweite und ihre Mehrfachkontakte. Daher ist sie das bedeutendste Medium für den Wiederverkauf einer Marke.

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Zum Leuchten bringen Die Faltschachtel zum Leuchten brachte Martin Glatz, Karl Knauer KG. Er präsentierte die neue OLED-Technologie des gedruckten Lichts und deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten, welche nicht nur auf Faltschachteln beschränkt sind. OLEDs sind wenige Nanometer dünne, selbst strahlende, flächige Lichtquellen und bestehen aus organischen Halbleitern. Sie können vollständig mit allen elektronischen Komponenten inklusive der Batterien gedruckt werden. Im Vergleich zur Elektrolumineszenz sind OLEDs 100-500 Mal heller, benötigen aber nur einen Bruchteil an Energie, sind ultradünn, flexibel und kostengünstiger herzustellen. Aufgrund des geringen Energieverbrauchs können Lichtelemente energie­autark mit integrierten Batterien über viele Wochen und Monate betrieben werden. Die Technologie kann problemlos gemäß gesetzlicher Anforderungen entsorgt werden. Durch die dünne Konstruktion wird nur ein minimaler Materialaufwand benötigt, der über das Altpapier in den Recyclingkreislauf aufgenommen werden kann. Entwickelt wurde die OLED-Technolgie in einer Kooperation zwischen der Karl Knauer KG und der Inuru GmbH.

Thorsten Drews stellt die Traumspielbox vor. Ein mit digitalem Lack und Softtouch aufwendig veredeltes Produkt, das zudem noch personalisierbar ist. (Foto: Redaktion) Einige eindrucksvolle Beispiele, die Martin Glatz mitgebracht hat, zeigen, wie der OLED-Druck eine alle Blicke auf sich ziehende Markenpräsentation am Point of Sale möglich macht. Für Coca-Cola beispielsweise entwickelte die Karl Knauer KG zusammen mit der Inuru GmbH den Prototyp eines Leuchtetiketts. Durch das Drücken eines aufgedruckten Play-Zeichens beginnt das Etikett zu strahlen. Dabei ist der Lichteffekt so stark, dass er selbst in einer taghellen Umgebung auffällt. Passend zum Filmstart von „Black Panther" hat Karl Knauer eine spektakuläre Verpackung des Eistees „Brisk" von Pepsico realisiert. „Die leuchtende Black-Panther-Verpackung ist in allen Aspekten einzigartig, löst sofort eine hohe Begehrlichkeit aus und wird sicher zu einem begehrten Sammlerobjekt", ist Martin Glatz überzeugt. Auf Basis der neu entwickelten und patentierten LED-Technologie wurde ultradünn eine spektakuläre Lichtinszenierung in die drei Rückwände integriert. Durch Drücken des Black-Panther-Logos startet die Lichtshow in fünf getrennt angesteuerten Zonen, die jederzeit neu gestartet werden kann und die Magie des Films hervorragend repräsentiert.

Die Faltschachtel zum Leuchten bringt Martin Glatz, Karl Knauer. Er präsentiert die neue OLED-Technologie des gedruckten Lichts und deren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, welche nicht nur auf Faltschachteln beschränkt sind. (Foto: Redaktion) „In wenigen Jahren können mit dieser OLED-Technik sogar Displays auf dünnem Papier gedruckt werden, auf denen Video­inhalte abgespielt werden können", zeigte Martin Glanz, was in Zukunft möglich sein wird. Der Phantasie für den Einsatz der OLED-Veredelung seien keine Grenzen gesetzt: „Von Verpackungen, Labels, Aufstellern, bis hin zu Anzeigen in Zeitschriften – für unzählige Anwendungsbereiche lassen sich mit der OLED-Technologie Botschaften beeindruckend inszenieren." „Wie echt"-Feeling Thorsten Drews, Achilles Gruppe, entführte die Teilnehmer der FFI-Veranstaltung in die Welt der Veredelung von Faltschachteln. Sein Vortrag glich einem wahren Parforceritt durch die Möglichkeiten der optischen und haptischen Effekte. „Wie echt" sollen sich die Veredelungen anfühlen, so wollen es die Kunden. Beispiele gefällig? Lack- oder Lederoptik, die Anmutung von Sand, Holz oder Gummi, Velour, Frost oder sogar Zucker werden durch die Veredelung für den Konsumenten erleb- und fühlbar gemacht. Das bietet die Möglichkeit, natürliche Motive nahezu naturgetreu auf Mailings, Flyern und Foldern, Katalogen und anderen Printprodukten nachzuempfinden. Ein Trend gehe zu immer matteren Folien, berichtete Drews. Allerings haben diese Folien einen Nachteil: sie sind extrem kratzempfindlich. Als Antwort bietet Achilles nun eine kratzfeste matte Folie an. „Wir können uns individuell auf Kundenwünsche einstellen. Für Gucci haben wir eine extrem matte Folie für den asiatischen Markt entwickelt", berichtete Thorsten Drews. Um diese besonders matte kratzfeste Folie auch für den Lebensmittelbereich einsetzen zu können, bietet Achilles seit Kurzem eine Low-Migration-Folie für diesen Bereich an. Technische Richtlinie für den Druckdatenaustausch Dieter Mößner, Edelmann Graphic Services, präsentierte mit viel Engagement die an sich trockene „Technische Richtlinie für die Erstellung und den Austausch von Druckdaten in der Faltschachtel-Herstellung". Sie ist als Unterstützung auf dem Weg zum optimalen Workflow in der Faltschachtelherstellung gedacht. Es gilt, festgelegte, standardisierte Arbeitsabläufe und Kriterien zu berücksichtigen, damit die reprofähigen oder druckfertigen Daten zwischen Faltschachtelherstellern und Kunden sowie deren Zulieferern fehlerfrei übermittelt werden können. Diese betreffen sowohl die Erstellung als auch die Anlieferung von Druckdaten. So können unnötige Korrekturschleifen oder Fehlproduktionen vermieden werden.

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Von Print zu Multimedia „Direkte Kundenansprache durch personalisierte und individualisierte Faltschachteln" war das Thema von Detlef Behrens, Pfäffle GmbH in Lorch. Das Unternehmen, das besonders viele Süßwarenhersteller zu seinen Kunden zählt, bietet neben dem klassischen Faltschachtelprogramm einen Service, der weit über das übliche Angebot hinausgeht. Das reicht von Co-Packing, der Lieferung bis zum Endkunden, einem Callcenter bis hin zur Zahlungsabwicklung für den Kunden. In einem 500 Quadratmeter großen Kühllager können Hersteller von Süßwaren ihre Produkte lagern, die Pfäffle im Rahmen von Online-Aktionen an den Endkunden verschickt. Zu diesen Aktionen zählen beispielsweise Kinder-Schokolade, Ferrero Süße Grüße, Lindt Hello, Chocri oder Coscoon. Die Verpackungen werden dabei vom Verbraucher nach persönlichen Vorstellungen gestaltet. Das läuft so ab: Mit einem Code in den Aktionspackungen kann der Endkunde eine persönlich gestaltete Geschenkpackung verschicken. Der Code wird online eingelöst und eine Grußkarte zusammen mit dem Süßwarenprodukt verschickt. Dabei erfolgt die ganze Abwicklung von der IT bis zum Versand über Pfäffle. Um kleine und kleinste Auflagen realisieren zu können, hat Pfäffle im Januar 2015 eine HP-Indigo-30000-Digitaldruckmaschinen in Betrieb genommen, die vorrangig für die Herstellung von Faltschachteln im Segment Schokolade und Süßwaren konzipiert ist. Am Point of Sale Steffen Schnizer, Multi Packaging Solutions GmbH, beleuchtete Verpackungskonstruktionen als Erfolgsfaktor am Point of Sale. „Die Verpackung ist zuhause und im Shop ein mächtiger Kommunikationskanal, auch im Vergleich zu anderen Kanälen", ist er überzeugt. Ebenso in der virtuellen Welt sind Verpackungen von besonderer Relevanz. Beim Kauf eines Markenparfums erwartet der Konsument, dass er das Produkt nicht nur im Original-Flakon, sondern auch in der Original-Falschachtel bekommt. Und diese möchte er auch schon auf dem Onlineportal sehen. Ganz eindeutig hat die Verpackung auch einen Platz in der digitalen Welt. Die höfliche Verpackung Die höflichen Verpackungen 2018 stehen fest. Fünf Preisträger wurden in Berlin mit der Auszeichnung „Höfliche Verpackung" gewürdigt. Der Silver Pack Award „Höfliche Verpackung" ist eine Initiative des Meyer-Henschel Instituts, Zürich/Saarbrücken. 2018 wurde der Award zum zehnten Mal ausgeschrieben. Silver Pack prämiert Verpackungen, die konsequent die Verbraucher und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.

Die anwesenden Gewinner wurden auf dem FFI-Forum von Dr. Gundolf Meyer-Hentschel ausgezeichnet. (Foto: Redaktion)

Zwei neuartige Verpackungslösungen dürfen das Label „Höfliche Verpackung" in Gold tragen: One Up von RLC Packaging, Hannover, und eine Verpackung für Arzneimittel der Druckerei Bauer GmbH, Pfedelbach. One Up ist eine Verpackung – zum Beispiel für Tabletten, Bonbons, Kaugummis – deren Inhalt durch einfaches Auf- und Abschieben eines Innenteils einzeln entnommen werden kann. Mit minimalem Kraftaufwand und geringer Fingerfertigkeit und mit Spaß, weil der Inhalt wie von Zauberhand erscheint. Die Druckerei Bauer wurde für eine Faltschachtel für Arzneimittel ausgezeichnet, die durch eine Fülle von nutzerfreundlichen Details besticht. Bei der Entwicklung hat man insbesondere an ältere Verbraucher gedacht. Drei weitere Verpackungen wurden als „Höfliche Verpackung" in Silber ausgezeichnet: „Schmelzkäsescheiben in der Faltschachtel" von Hochland Deutschland GmbH. Bei dieser neuartigen Verpackung für die Kategorie Schmelzkäsescheiben wurden die Öffnungsmechanismen der Umverpackung und der einzelnen Scheiben wesentlich verbessert. Ein zweiter Silber-Preisträger ist die Verpackung für „Ratsch! Frischhaltefolie". Diese Verpackung löst eine ganze Reihe der bekannten Ärgernisse bei der Verwendung von Frischhaltefolie. Schließlich wurde die französische Brauerei Kronenbourg ausgezeichnet für den Verschluss ihrer Marke Tourtel Twist: Ein Kronkorken, der sich leicht und ohne Flaschenöffner entfernen lässt.